Seiten

Mittwoch, 19. Februar 2014

Wie Pferd und Mensch kommunizieren können, philosophisch betrachtet...

Betrachten wir uns doch als erstes die Lebensumstände der beiden Spezies.

Mensch:
lebt in Familien,
der Familienverbund zieht gemeinsam die Kinder groß,
diese verlassen erwachsen geworden meist die Familie um eigene Familien zu gründen,
alte Menschen leben integriert im Familienverbund,
arbeitet in Gruppen zusammen,
nimmt gemeinsam Mahlzeiten ein,
es gibt ein Familienoberhaupt, das die Familie nach außen hin vertritt,
und es gibt die Frau des Hauses, die über die Aufgaben innerhalb des Hauses bestimmt
jedenfalls im Normalfall.  ;-)

Pferd:
lebt in Herden,
der Herdenverband erzieht gemeinsam die Fohlen,
die männlichen Herdenmitglieder verlassen im Alter von 1 Jahr den Herdenverband, um sich auf die eigenen Hinterläufe zu stellen,
auch ältere Stuten bleiben in der Herde,
die Herde verbringt den ganzen Tag zusammen mit den jeweils gegebenen Aufgaben,
sie machen alles gemeinsam Fressen, Saufen, Ruhen, Wandern,
der Leithengst bewacht und beschützt die Herde,
die Leitstute bestimmt den Tagesablauf.
Ist das nicht ziemlich ähnlich?

Was macht es uns da so schwer, uns einzufühlen, in das Pferd als solches und sich mit ihm zu verständigen?

Ist es die egoistische Habgier nach Geld und Ruhm, die den Menschen dazu veranlasst, nicht nur die Pferde, sondern auch nahestehende Menschen auszubeuten?
Ich glaube, es ist vielfach Ignoranz und der Herdentrieb, dem wir verfallen, nichtmal der böse Wille.

Wir Menschen sind bequem. Ach ja, noch etwas, was wir mit den Pferden gemeinsam haben. Hätte ich oben noch anmerken sollen:
Das Pferd döst am liebsten und steht sich die Beine in den Bauch,
der einzige Unterschied bei uns: wir liegen auf der Couch rum und drücken uns das Hinterteil breit.

Würden wir öfter anfangen über unser Handeln nachzudenken, was wir meist nicht tun, vielleicht nicht nur aus Bequemlichkeit, sondern auch aus Angst, etwas Unangenehmes ausfindig zu machen, dann könnten wir viel öfter erkennen, dass wir selber viel mehr für uns tun könnten, als wir dachten, dass es uns überhaupt möglich wäre.
Und: wir könnten auch besser verstehen, wie wir mit unseren Pferden besser kommunizieren können.
Denn, wie wir bei näherer Betrachtungsweise sehen, sind wir garnicht so unterschiedlich.

Nun kommen wir aber auch näher an die Essenz der grundlegenden Betrachtung:
Wir sind im allgemeinen so sehr darauf bedacht zu regeln, zu manipulieren und zu delegieren, dass wir es schwer haben uns selber in unserem eigentlichen Sein wahrzunehmen.
Was ist denn unser Lebenszweck?
Unser Bestreben?
Unser Glück?
Kann sein, für jeden etwas anderes.
Was aber bei jedem gleich ist, das ist der innere Friede, dem wir auf der Spur sind, etwas, nach dem jeder trachtet, weil er es als grundlegendes Bedürfnis betrachtet, zufrieden zu sein. Wie auch immer das für den Einzelnen aussehen mag.
Es bleibt aber das eine Gefühl: Zufriedenheit, das für jeden der Antrieb ist, das zu tun, was er meint dafür tun zu müssen um es zu erreichen.

Das eigentliche Problem besteht für uns Menschen nur darin, dass wir meinen, diese Zufriedenheit im Äußeren finden zu können.
Aber egal, was wir auch tun, wir sind nie zufrieden und suchen immer weiter.... warum?
Weil wir die innere Zufriedenheit nicht im Außen finden können. Nur in uns selber.
Ich meine solange wir versuchen, alles mögliche anzustellen um endlich zufrieden zu sein, entfernen wir uns nur mehr von unserer inneren Zufriedenheit.
Erst wenn wir nicht mehr im Äußeren suchen, sondern mit uns zufrieden sind, so wie wir sind, mit dem, was wir haben, annehmen, was um uns herum ist, dann können wir endlich Frieden in uns finden.
Und ich glaube, je mehr wir uns diesem inneren Frieden nähern, umso leichter fällt es uns, dem Pferd in unserem Verständnis näher zu kommen.

Weil wir es dann besser verstehen können in seiner Art. In der vollkommenen Art zufrieden zu sein mit sich. Ein Pferd ist nicht dauernd auf der Suche nach Äußerlichkeiten, es versucht nicht andauernd die Welt um sich herum zu verbessern. Es lebt nur für seine Grundbedürfnisse und sind diese befriedigt, ist es auch zufrieden.
Es versucht nicht zu manipulieren, nicht zu regeln. Jedes Herdenmitglied hält sich an Regeln, weil es dem Überleben und der ganzen Art dient. Es macht so einen friedvollen Eindruck, eine Herde grasen und dösen zu sehen. Vielleicht fühlen wir uns deshalb von Pferden so angezogen.
Nur der Mensch kann so manipulativ in die Natur eingreifen, dass er es dem Pferd unmöglich macht, friedvoll zu bleiben.

Wollen wir nun mit dem Pferd kommunizieren um zu eigenem Frieden zu gelangen, müssen wir uns auf seine Ebene heben. Das Pferd hat kein Bedürfnis und nicht die Fähigkeit dazu, wozu auch, es hat ja schon, wonach wir noch auf der Suche sind.
Also müssen wir erstmal innerlich und äußerlich zur Ruhe kommen. Still werden. Mit unseren Gedanken, Gefühlen und im Handeln. Sonst können wir nicht zuhören. Wir müssen uns öffnen, dem, was die Pferd uns sagen können. Und wenn wir still werden können, kommen wir in Resonanz mit dem Pferd. Und das Pferd kann in Resonanz mit uns gelangen. Hier kann Kommunikation beginnen.

Dann können wir uns einschwingen auf der Ebene, wo wir das Pferd anfangen zu verstehen. Im Innersten. Im Gefühl. Und dann können wir spüren, wie das Pferd auf uns reagiert. Wir müssen in jedem Moment wach bleiben, konzentriert, entspannt, uns nicht ablenken lassen, von der äußeren Welt. Ganz bei uns bleiben und dem Pferd, unserem Gegenüber. Denn ohne Gegenüber auf gleicher Ebene kann keine Kommunikation stattfinden.

Das Pferd kann unser Lehrmeister werden. Wenn wir uns öffnen dafür. Es braucht keinen Menschen um uns zu sagen was wir tun müssen. Wir müssen uns nur selber erlauben offen zu sein, für diese Art der Kommunikation, dann werden wir alles erfahren, von den Pferden. Wir müssen aufhören zu manipulieren oder zu denken wir müssten etwas Bestimmtes tun, damit es funktioniert. Im Gegenteil. Wir müssen aufhören etwas tun zu wollen. Dann können wir anfangen zu verstehen. Nur, wenn wir still werden, können wir zuhören. Und wir wollen ja kommunizieren und unser Gegenüber zu Wort kommen lassen, oder?

Wenn wir offen werden für diese Art der Kommunikation und uns öffnen für die Bedürfnisse unserer Pferde, dann mögen unsere Pferde auch mit uns kommunizieren, denn sie haben auch etwas zu sagen. Sie mögen Zuneigung ausdrücken, Bedürfnisse, sie mögen Spielen, sie mögen gemeinsam Dinge tun, oder gemeinsam einfach Zeit verbringen, wie es eben wahre Freunde zusammen erleben mögen. Nicht nur Aufgaben erfüllen, die getan werden müssen. Sondern einfach zusammen Spaß haben. Das kann wenig in unseren Augen sein. Dem Pferd aber viel bedeuten. Und letztendlich uns, weil es uns zu unserem eigenen Frieden bringt.

Aus Sicht anderer Menschen mache ich wohl sehr wenig mit meinen Pferden. Ich "arbeite" sie wenig. Aber wenn ich zum Auslauf komme, kommen sie freudig angerannt, begrüßen mich grummelnd und freuen sich auf die gemeinsame Zeit, die sie nun mit mir verbringen werden. Ich glaube sagen zu können, wir haben gemeinsam Spaß. Ich nehme mir keine bestimmten Aufgaben vor. Versuche eine Richtung einzuhalten, einen Weg voran. Mehr nicht. Und das, wozu wir gemeinsam Lust haben an diesem Tag, das sehe ich als Ziel in dieser Einheit. Egal ob ich eine Lektion 10 mal beginne, oder ob sie beim 1. mal sitzt. Es ist egal. Hier ist der Weg das Ziel.

Ich brauche zum Gradmesser unserer Zufriedenheit keine Wettbewerbe. Das überlasse ich den kommerziellen Veranstaltungen, denn das sind Äußerlichkeiten, die mir keine Zufriedenheit geben können. Nicht wirklich. Aber leider funktioniert das größtenteils in der Welt noch hervorragend. Warum wohl? Vielleicht weil viele Menschen noch immer der Meinung sind, Spaß und Freude im Außen zu finden. Aber es fängt ein neues Denken an. Überall. Immer mehr. Und mit jedem Leser dieser Blogbeiträge bestätigt sich dies für mich, ich freue mich über Ihr Interesse, danke ;-)