In Ermangelung eines Bildes von einem schnappenden Pferd, lasse ich hier unseren Chester mal die Zähne zeigen ;-)
Das heißt, man muss ständig auf der Hut sein und ihn in seine Schranken verweisen, bzw von ihm einen gewissen Abstand abverlangen. Dieser Abstand den wir einfordern zeigt ihm, dass wir berechtigt sind als Ranghöhere, ihm zu sagen, was er machen darf und was nicht. Das respektiert er dann und fügt sich, dann hört auch sein knabbern in dem Moment auf.
Dieses Schnappen geschieht aber auch mit einer freundlichen Mine, das heißt die Ohren sind nicht angelegt in einer Linie mit der Halslinie, er wirft auch nicht den Kopf unwirsch in die Luft um dann zu zuschnappen, sondern in entspannter Haltung, den Kopf meist tief gehalten in Höhe des begehrten Objektes wird versucht an einem rum zu knabbern. Die Ohren werden in etwa der Stellung getragen, wie auf dem Bild oben zu sehen und der Kopf kommt meist von schräg seitlich an.
Chester ist somit nicht gefährlich und nach einer Ansage seitens des Menschen hört sein Schnappen auf, denn die Fronten sind geklärt. Das ist nämlich das einzig Wichtige bei den Schnappspielen der männlichen Pferde, heraus zu finden, wer nun das Sagen hat. Derjenige der weicht, ist der Rangniedrigere. Somit weiß man, wer im Fall der Fälle das Sagen hat und die Herde beschützen kann. Das ist sehr wichtig in der Herdenstruktur, es geht ja ums Überleben.
So. Kommen wir zum nächsten Fall, ein Pferd was beißt. Ich erzähle mal von meiner eigenen schmerzhaften Erfahrung und von meiner Sichtweise der Gegebenheit sowie der Möglichkeit der Lösung.
Von einem Tag zum anderen habe ich ein Pferd im Stall aufgenommen, welches ziemliches Wehrverhalten zeigte, es musste den Stall in dem es vorher stand kurzfristig verlassen, weil es unverträglich und futterneidisch war. Es sollte nur vorübergehend bei uns stehen bis ein geeigneter Stall gefunden wäre, also wurde das Pferd separat gestellt, direkt im Anschuss an den Auslauf meiner eigenen Pferde. Mehr wußte ich auch nicht. Das Pferd zeigte folgendes Verhalten: den Kopf unwirsch hoch werfen, Ohren fast ständig angelegt in der Nähe des Menschen und eine giftige Mimik. Die Besitzerin befragt hieß es, Beißen oder Schlagen würde das Pferd nicht, sie würde einfach dieses Verhalten immer so zeigen, weil sie nicht gut sozialisiert wäre.
Bei einer Fütterung kurz danach, ich wollte ein Heunetz aufhängen, stand das Pferd neben mir mit seinem üblichen Verhalten und als ich über das Netz nach dem Karabiner griff um das Netz zu befestigen, ging alles blitzschnell: den Kopf hoch reißen wie um Anlauf zu nehmen und in meinen Arm runter schnappen um dann auch heftig rein zu beißen. Zum Glück hatte ich eine dicke Jacke an und dicken Pulli drunter. Es ließ sofort wieder los, weil ich ja nicht ruhig stehen blieb, ich warf ihm mit der anderen freien Hand den Heusack mitten ins Gesicht und das Pferd wich aus ins andere Eck des Unterstandes und blieb dort stehen mit unsicherem Blick.
Ich habe einfach der Aussage der Besitzerin vertraut und nicht meinem eigenen Gefühl. Dieses hätte mir etwas anderes sagen müssen. Da die Besitzerin pferdeerfahren schien, weil sie auch eine Ausbildung in dem Bereich hatte, achtete ich weniger auf meine eigene Erfahrung, was im Zusammenhang mit Pferden unglücklich enden kann. So wie in diesem Fall. Mehrere Wochen lang zog sich der blaue Fleck mit den Beißmarken über den ganzen Arm bis hinunter zum Ellbogen.
Nun war das Pferd ja einige Wochen bei mir und ich konnte sein Verhalten in Verbindung mit seiner Besitzerin analysieren. Aus meiner Sicht heraus, ging sie sehr inkonsequent mit dem Pferd um. Das heißt für das Pferd war nicht klar, wer nun mehr zu sagen hat, Mensch oder Pferd. Würde dem Pferd nun kosequent gezeigt werden, dass der Mensch ranghöher ist, würde sich das Verhalten des Pferdes verbessern können, sofern keine gesundheitlichen Probleme vorliegen würden.
Im Laufe der Tage habe ich im Anschluß während der Futtergabe von dem Pferd verlangt, zurück zu treten und zu warten, bis ich ihm erlaube zum Futter zu kommen. Das heißt: ich habe es zurück geschickt, es musste den Kopf senken und die Ohren nach vorn stellen. Erst dann kam die Freigabe des Futters. Dies hat es auch schnell gelernt. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Besitzerin das Pferd meist auch weg schickt, sie hatte nur vergessen es mir zu sagen.
Allerdings habe ich des öfteren im Umgang der beiden bemerkt, dass das Pferd nicht immer konsequent behandelt wird. Es darf mal rumhampeln beim Putzen, es darf beim Spaziergang meist selber entscheiden, wo es laufen möchte, oder auch mal jemand anschubsen mit dem Kopf und wird dafür gestreichelt. Das sind jetzt im Grunde Kleinigkeiten. Sie zeigen dem Pferd aber Folgendes: Ich darf entscheiden, was wir machen, ich beginne auch Aktionen die ich gerne machen möchte, ich darf das entscheiden, wann und wie ich mag, also bin ich ranghöher, da es dafür auch keine Korrektur der Besitzerin erfährt.
Das verunsichert ein Pferd zum einen, zum anderen lässt es das Pferd glauben, es wäre grundsätzlich ranghöher. Das Wichtigste allerdings ist: Es versucht natürlich bei jeder Gelegenheit seinen Unmut zum Ausdruck zu bringen, dass der Mensch immer wieder mal versucht zu bestimmen, obwohl der ja aus Sicht des Pferdes rangniederiger ist. Daraus resultiert sein ständiges Kopfschlagen, Ohren anlegen und drohen, sowie auch das Zubeißen, weil dieser Mensch der nun das Futter da bringt zurecht gewiesen werden soll, weil er nicht schnell genug von dem begehrten Futter zurück tritt.
Was wäre die Lösung aus meiner Sicht? Eigentlich ganz einfach. Alles was gemacht wird beginnt und beendet der Mensch. Der Mensch bestimmt Abstand und Platz an seiner Seite. Trifft das Pferd eigenmächtige Entscheidungen, die den Menschen betreffen, wird es konsequent zurück gewiesen und an seinen Platz zurück gestellt. Der Mensch bestimmt auch das Tempo und die Richtung in die sich das Pferd bewegt, oder bestimmt, wann und wo das Pferd stehen bleiben soll. Dies bis in allerletzte Konsequenz. Was würde dann passieren? Das Pferd würde erkennen können, dass der Mensch die Führung übernimmt, könnte sich entspannen und wäre aus seiner Sicht heraus nicht mehr für die Sicherheit der Herde zuständig, weil es das auch garnicht leisten kann und damit auch überfordert ist. Das Pferd könnte endlich entspannen und zur Ruhe kommen.
Dazu muss der Mensch bereit sein, an sich zu arbeiten um dazu zu lernen und die Sachlage ganz objektiv zu betrachten. Meist kann man das aus der Entfernung und bei Pferden mit denen man nicht gefühlsmäßig verbunden ist viel leichter als beim eigenen Tier. Man möchte es sich ja nicht verscherzen und möchte auch so zurück geliebt werden, wie man selber das Tier liebt und bloß nicht das Pferd zurück weisen. Das erfordert eine gewisse Reife der eigenen Persönlichkeit um innerlich Abstand zu gewinnen und ganz objektiv zu sehen, dass dies die Beziehung eigentlich nur vertiefen würde.
Ich wünsche jedenfalls der jungen Besitzerin mit ihrem geliebten Pferd auch nach dem kurzen Aufenthalt bei uns alles Gute auf ihrem Weg und hoffe, dass sich ihre Beziehung zu dem Pferd zum Positiven verändert, damit in Zukunft keine weiteren Vorfälle mehr passieren.
Beispielvideo von Kommunikationsschwierigkeiten und deren Lösung
Ein ganz tolles Beispiel von einem Pferde - Mensch Duo, in deren Kommunikation extreme Schwierigkeiten aufgetreten sind, mit Beißen, Steigen usw, die dem Dominanzverhalten des Pferdes zugrunde lagen und deren Klärung der Kommunikation ein ganz neues Vertrauensverhältnis entstehen ließen, zeige ich hier in diesem Video. Es ist in englischer Sprache, aber auch wenn man den Wortlaut nicht versteht, sieht man, wie kleine Veränderungen im Umgang so viel bewirken können. Steve Young vermittelte hier zwischen den beiden.