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Mittwoch, 16. Juli 2014

Problempferd - oder neues Pferd verhält sich zunehmend anders als erwartet. Was können Sie tun?


Stehen Sie mit ihrem neuen Pferd vor einem Problem? War es anfangs ganz anders? Genau das Pferd, was Sie für sich selbst oder für Ihr Kind erträumten? Und nun verhält es sich zunehmend anders als Sie es kennen gelernt haben? Was können Sie jetzt tun?

Zum ersten Verständnis einmal vorweg:
Pferde sind Herdentiere. Sie brauchen den Kontakt zu anderen Pferden, brauchen genug Bewegung und Beschäftigung, ausreichend Fresszeiten und artgerechtes Futter, Pflege an Zähnen, Fell und Hufen  und müssen ständig genau beobachtet werden ob es ihnen gesundheitlich gut geht, denn sie können keinen Schmerzlaut äußern und müssen vom Menschen pferdegerecht behandelt werden um sich wohl zu fühlen.

Fehlt auch nur eine dieser Komponenten oder wird etwas falsch gemacht, wird das Pferd physisch oder psychisch krank werden und mit seinem Verhalten darauf reagieren. Das wäre zuerst mal eine Überlegung wert.

Falls Sie ein Pferd gekauft haben, was allem Anschein nach gesund und munter war, folgsam und ausgeglichen, und es ändert nun sein Verhalten, kann das noch andere Ursachen haben. Um die gesundheitlichen auszuschließen sollten Sie das Pferd erst einmal gründlich untersuchen lassen. Vom Tierarzt, Pferdezahnarzt, Hufpfleger, oder auch Pferde-Physiotherapeuten, Pferde-Heilpraktiker und eventuell einen Futterberater hinzu ziehen.

Sind gesundheitliche Probleme ausgeschlossen, hat das Pferd andere Probleme. Diese könnten auch Haltungsbedingt sein, denn für jedes Pferd ist nicht jede Haltungsform gleich passend. Sollten Sie aber die vorgenannten Spezialisten hinzu gezogen haben, werden diese Haltungsformen auch besprochen worden sein.

Ist alles mögliche abgeklärt und noch nichts gefunden, hat das Pferd wahrscheinlich Probleme im Umgang mit Ihnen. Zuallererst: Nicht jedes Pferd ist für jeden Menschen geeignet. Auch Pferde haben unterschiedliche Charaktere. Es muss zusammen passen. Das Pferd kann sich jedenfalls nicht auf den Menschen einstellen. Pferde können nur Pferd sein. So wie sie sind kann man sie nicht ändern.

Es gibt eine alte Regel, die besagt ein junges Pferd gehört zu einem erfahrenen Reiter, und ein erfahrenes Pferd kann einem jungen Reiter etwas beibringen. Das hat schon so seine Berechtigung. Allerdings gibt es dabei einen Haken. Ob jung oder alt, ein Pferd lernt ständig hinzu. Und ein erfahrenes Pferd lernt auch sehr schnell, wenn der Reiter einiges falsch macht, dass es sich sehr leicht ein Verhalten aneignen kann, was den unerfahrenen Reiter überfordert. Und schon gehen die Meinungen von Pferd und Reiter immer weiter auseinander. Das führt zwangsläufig irgendwann zu Problemen.
Wenn der unerfahrene Reiter keine ständige und richtige Ausbildung genießt, wird sehr bald das Pferd die Führung übernehmen. Und irgendwann wird es die Meinung haben, es hätte mehr zu sagen, als der Mensch, der eigentlich denkt es wäre anders herum. Deshalb kann ein Pferd sein Verhalten mit der Zeit ändern und zum sogenannten Problempferd werden.

Als Mensch muss ich ständig dazu lernen und bereit sein, mich auf mein Pferd einzustellen, wie schwierig es mir auch erscheinen mag. Da es nun die verschiedensten Pferdecharaktere gibt, tut der Mensch gut daran, sich mit der Psyche und Verhaltensweise der Pferde auseinander zu setzen.
Wenn ich als Mensch die Herdenregeln kenne, fällt es mir leichter zu verstehen, warum sich das Pferd widersetzt oder mich vielleicht aus seiner Sicht heraus bestraft für mein vermeintlich falsches Verhalten als rangniedriges Herdenmitglied, denn auch als Mensch zähle ich für das Pferd dazu und werde eingeordnet in die Rangfolge. Vielleicht möchte es mich nicht einmal für mein falsches Verhalten bestrafen durch schlagen, beißen oder rempeln, vielleicht möchte es auch nur seine Kräfte messen, weil es merkt, dass die Rangordnung nicht geklärt ist.

Ich gehe mal davon aus, dass wir unser Pferd nicht schlagen, ihm keine Schmerzen bereiten, oder es in sonst irgendeiner Weise drangsalieren. Wir wissen aber nicht immer, ob das Pferd von einem anderen Menschen falsch behandelt wurde und wir uns dem Pferd gegenüber so verhalten, dass es daran erinnert wird und denkt es müsse sich wehren und schützen vor erneuter Pein.

Lernen wir aber die Herdenregeln kennen und können uns so verhalten, wie eine richtige Führungspersönlichkeit das in der Herde normalerweise übernimmt, so werde ich ein zufriedenes Pferd erhalten, welches sich wohl und geborgen in unserer kleinen Zweierherde fühlen kann und das nicht ständig und immer wieder versuchen muss, seine Ranghöhe heraus zu finden.

Ich kann ein tolles Buch empfehlen, in dem viel über Pferdeverhalten, Pferdesprache und Rangordnung gelehrt wird. Es darf eigentlich in keinem Pferdehalterbücherschrank fehlen: Was Pferde wollen, von Gertrud Pysall