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Montag, 11. September 2023

Das Ding mit der Freiwilligkeit bei Pferden - Was ist die letzte Konsequenz?



Ich habe da einen schönen Artikel gefunden, über den Umgang mit der Freiwilligkeit bei der Zusammenarbeit mit Pferden von Tanja von Salzen-Märkert


Ich möchte gern den Kommentar, den sie am 29. August 2023 auf Facebook geteilt hat hier zittieren, ich kann leider keinen Link dazu setzen. Der Artikel ist toll geschrieben und regt zum Nachdenken an. 

Zitat:

Seien wir ehrlich!
Das Ding mit der Freiwilligkeit ist für die meisten ein zweischneidiges Schwert...
- früher oder später fordert das Denken der TOTALEN FREIWILLIGKEIT ihren Tribut! Darauf sollte man/frau vorbereitet sein...
Ich komme gerade von einer sympathischen und was Pferde, ihre Versorgung und Haltung betrifft, fachkundigen jungen Frau, die ihr erstes eigenes Pferd ausbildet.
Sie hat es bereits als Fohlen gekauft und zu sich auf den heimischen Paddock geholt.
Dort lebte es in den vergangenen Jahren mit 4 Stunden Weidegang täglich in einer kleinen Gruppe mit 4 sehr gut zueinander passenden Pferden. Die Herde ist sehr harmonisch, es gibt nur ganz selten Auseinandersetzungen. Es herrscht Frieden und es fühlt sich an wie ein Ort, um aufzutanken...BEI DEN PFERDEN...
Es gibt diese 4 Stunden Weidegang pro Tag, daneben Heu/Stroh-Mix ad libitum, täglich ein paar Mineralbricks und das Rundum-Sorglos-Paket aller erdenklicher Fürsorge.
Selbstverständlich hat die junge Frau versucht, alles harmonisch und fair in die Wege zu leiten in puncto Zusammenarbeit. Schliesslich "soll das Reiten später Freude und nicht Zwang sein", so ihre sehr löbliche Denke.
Sie schulte im täglichen Umgang
- Kooperation,
- "eigenständiges" Denken (in dem Rahmen, in dem es
überhaupt etwas zu denken gibt),
- prompte Reaktionen auf Druck und körperliche Ansprache
- sie kann ihr Pferd selbstverständlich überall berühren, ab- und einsprühen, manövrieren,
- sie kann frei aufsitzen während es frisst und oben alle möglichen Bewegungen machen, ohne dass es sich erschreckt oder ängstigt.
- es allein auf einen Transporter verladen, hinein - und nach einer Pause sicher wieder heraus.
All das wurde immer und stets im Alltag gewissenhaft eingebaut, so, wie es sich ergab - und auch nur, wenn es einen Anlass dazu gab und sich die Situation förmlich anbot. Sie wollte ihren geliebten Chat niemals überfordern - das war ihr Versprechen ihm gegenüber. Alles sollte möglichst harmonisch und freiwillig ablaufen. Sie wollte, dass sie Freunde seien... Wahrhaftige Freunde, die die Freude des Lebens miteinander teilen würden...
Nun, in diesem Jahr ist Chat 5jährig und ein ausgewachsener Bursche.
Und es stellt sich heraus: gross ist er geworden!
Körperlich UND in seinem Selbstbewusstsein.
Er ist stark, klar, eindeutig, führt die Herde wie kein zweiter nur mit Mimik und seinem Ohrenspiel... Alle Pferde scheinen ihn zu mögen UND haben gleichzeitig Respekt vor ihm... Er ist muskulös und eine wahrhaftige Erscheinung. An Hormonen scheint es ihm trotz Kastration nicht zu mangeln - ein Hingucker!
Er hat in der Vergangenheit wie einst versprochen erlebt, dass er IMMER mitentscheiden durfte:
- ob er heute einen Sattel ausprobieren möchte, oder nicht.
- Ober JETZT die Hufe geben möchte - oder erst später.
- Ob er diesen Hufschmied möchte - oder einen anderen.
- Ob er sich JETZT an den Aufstieg stellt, so dass seine Halterin aufsteigen kann, oder nicht...
- und wann sie wieder dorthin transportiert wird, um abzusteigen (für gewöhnlich nach 2,5 Runden in der kleinen Halle am Paddock).
Und mit wachsender Erfahrung hat Chat sich jetzt ausgedacht, dass er - wenn er schon die Wahl hat - keine Lust mehr auf das alles hat. Freiwillig nutzt er seinen ihm eröffneten Raum und frei und willig gemäß seiner Tagesverfassung zu entscheiden...
Das hat er nicht nur über die Tierkommunikation mitgeteilt, sondern auch körpersprachlich mit reger Dynamik und deutlichem Ausdruck.
Die neue Frei-Willig-Keit wird jetzt von Chat höchstpersönlich eingefordert:
- Er mag keine Trense mehr anziehen (erst gab es darüber einige Diskussionen, weil mit 4 1/2 nochmal Zähne kamen - jetzt hat er entschieden: Es bleibt dabei - KEINE TRENSE ).
- Dann hat er entschieden, die Herde, in der er seiner Meinung nach so dringend gebraut wird, nicht mehr zu verlassen,
- dann gab er die Hinterhufe nicht mehr ohne grösseren Aufstand,
- nun gibt er gar keine Hufe mehr, ohne zu Schnappen,
- die Halle und das Stellen an den Aufstieg wird teils verweigert - auf freiwilliges an den Aufstieg stellen kann man lange warten - tt er nicht mehr,...
- und in den Anhänger geht er auch nicht mehr, da er sich gar nicht mehr vom Paddock bewegen lässt.
"WIESO das alles, obwohl es NIE eine negative Situation, einen Unfall oder etwas anderes Beeindruckendes gab???", ist die Frage, mit der mich die Halterin anrief.
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: man brachte ihm bei, auf seine Natur zu hören - und das tut er jetzt.
Das ist doch gut - oder nicht?
Darum ist man doch nie konsequent gewesen - um IHN nicht zu beschneiden - oder?!
Was anderes hätte er daraus lernen sollen oder gar können, wenn nicht "die eigene Wahl und Kraft zur Mitentscheidung zu haben"?!
***
Viele meiner Kundinnen stehen an diesem Punkt und befinden sich in einer Sackgasse.
Nimmt man die Scheuklappen von den Augen, zeigt sich, dass diese Sackgasse aus versehen selbst gemacht ist... an wichtigen Schlüsselmomenten nicht weit genug gedacht...
Besonders schlimm ist es für Pferde, die für JEDE eingene Entscheidung auch noch Leckeres verabreicht bekamen... Das hiess nämlich, die eigene Entscheidung hat einen XXL-Wert!
Und das merken sie sich selbstverständlich.
Ist doch gut - oder? Oder wofür sonst kam die Leckerei ???
***
Ich stand selbst dreimal mit eigenen Pferden an dieser Schwelle.
> Den einen hatte ich aus solch einer Freiheitserziehung übernommen, bevor er seiner Besitzerin wohlmöglich noch zu töten versuchte. Nachdem sein freier Wille und demzufolge sein Freiheitsdrang auch bei uns auf dem Hof mit viel Platz nicht in der Form möglich war, wie das, wohin er hineingezogen/erzogen wurde, landete in einer grossen Depression. Die einzige Heilung damals schien: ihn frei zu lassen.
... Er musste eines Tages erlöst werden. Gefangenschaft und Weisungen im Alltag hielt er nicht mehr aus.
> eine weitere Stute konnte das mit dem Reiten für sich nicht mit-(er)-tragen und ist das Bodenarbeitspferd bei einer Freundin gewordener, der es nie in den Sinn kam, sich auf ein solches Pferd zu setzen
> meiner jetzigen Stute steht es frei, geritten zu werden oder nicht. Und sie hat Glück: denn ICH bin jetzt die, die sich die Freiheit nimmt, das nicht mehr zu wollen!
Sie liebt ihre Freiheit sehr und geniesst ihr Leben.
Zu meinem Bedauern reitet sie aber gerne aus. > Wir haben also nach einer leichteren Frau als mich gesucht, um ihr diesen Genuss zu ermöglichen.
Und manchmal, wenn sie zart und betörend, fast etwas aufdringlich genug ist, schafft sie es, MICH zu überzeugen, auf ihren Rücken aufzusteigen. Sie transportiert mich dann, als wäre ich ihr Schatz und passt wunderbar auf, dass ich mir den Rücken nicht erneut wehtue...
Und dann ist es da, das Gefühl vollendeter Zusammenkunft.
Was ich damit sagen will: es gibt diese Pferde, die sich gerne reiten lassen. Oder die, die einen mitnehmen, weil man der Schlüssel für das Öffnen der Pforte in Menschengestalt ist, was wiederum einen Ausflug in die Natur und die Weite bedeutet...
Jedoch entscheiden die meisten Pferde, die ich kenne, sich für
- das Leben mit den Artgenossen,
- das Bleiben in der Herde,
- das Übernehmen einer Position innerhalb der Gruppe, die sie nicht sich selbst überlassen wollen
- die vollkommene Entscheidungsfreiheit
- jederzeitiges Umentscheiden (Was wirklich sehr gefährlich werden kann)
...vor allem, wenn bis dahin ALLES FREI UND WILLIG WAR!
Wer also ein Reitpferd haben möchte, für den ist es unumgänglich, seinem Pferd in Sachen Frustrationstoleranz zu schulen und es somit MENSCHEN-KONTEXT-ALLTAGSTAUGLICH zu erhalten.
Ansonsten hat man nämlich nicht zu einem Partner herausgebildet, sondern für einen dopamin- und erfolgsverwöhnten Junkie, dessen Wohlgefühl abhängig ist von der eigenen Wahl; dem Erfolg. Die Sucht (=Suche nach Erfolg und Depression liegen nah beieinander).
Nimmt man ihm dann die Wahl, kann er nur wütend oder traurig werden.
Einige werden Furien, andere depressiv und krank ->>> es sei denn, ihr habt die Wahl sie freizulassen!
Und ob das dann das ist, was sie sich ersehnten, stelle ich mal arg in Frage - denn : SIE KÖNNEN KEINE VORSTELLUNG DAVON HABEN, WIE SCHWIERIG ES HIER IST, 365 TAGE WILDPFERD ZU SEIN... Darauf sind die meisten von ihnen weder vorbereitet noch reif genug. Auch hatten sie keine Vorbilder...
Fazit: Ich kenne aktuell mehr Pferde, die sich nach Freiheit und Auswilderung sehnen, denn je....
...und unter Umständen hat das mehr mit uns und unserem Gefühl zu tun, gefangen zu sein (in sich selbst, innerhalb der Gesellschaft...), als mit ihrem...
Wenn das die Wahl unserer Pferde ist (und nicht unsere provozierte projektionsorientierte Erziehung von dem, was wir uns selbst für UNS wünschen), dann sollten wir darüber nachdenken, wie das umsetzbar ist: diese
NEUE PFERDEWELT!
P.S. Es gibt übrigens genügend Wildpferdeprojekte, bei denen man Patin eines betreuten, aber halb-wilden Pferdes sein kann. Ich halte das für einen schönen Anfang!!!
Bei allem, was ihr tut oder entscheidet, denkt bitte daran: es geht AUCH UM EUCH! Und es geht um einen praktikablen Weg ...
Ich kenne nur wenige, die glücklich sind, ein Wildpferd zu supporten.
Was für mich grösster Wunsch und Ziel ist, ist noch lange nicht für jede/n ein Vergnügen!!!
Ein Ausschnitt meiner täglichen Arbeit und zum Nachdenken - nicht zum Diskutieren gedacht....
Be. Das Projekt. Bist Du selbst!

Tanja von Salzen-Märkert 

Zitat Ende"

 
Lisa Peters: pferd.24-hs.de

Dienstag, 31. Januar 2023

Vertraue deiner Intuition - Linda Tellington-Jones


Buch gleich bestellen


Lege dein Herz in deine Hände und die Hände auf dein Pferd.

Dieses Buch ist eine Geschichte von Linda und ihrer Familie. Die Erzählung, wie sie zu ihrer "Lebensphilosophie" kam. Die Einheit vom Menschen mit der gesamten Schöpfung und ihrer Verbundenheit zu den Tieren.

Auch der Erkenntnis, dass wir alle verbunden sind, nicht nur den geliebten Tieren um uns herum, sondern auch ihren Menschen, denke ich. Wir sind nicht getrennt von irgendetwas, wir sind alle verbunden und auch wenn es Jahre dauert, oder sogar viele Leben, finden wir uns irgendwann wieder.

Wir haben das auch alle im Gefühl, wenn wir uns begegnen, wenn wir genau hin spüren.
Linda gibt uns Anleitung dazu, wieder genau hin zu fühlen. Indem wir mehr von ihrer Geschichte erfahren, lernen wir auch zu verstehen, wo wir uns alle zu Hause fühlen können, nämlich überall da, wo es unser Herz hinzieht.

Lassen Sie sich auch von dem wundervollen TTouch berühren, den Linda uns vermitteln kann.

Lisa Peters: pferd.24-hs.de

Dienstag, 10. Januar 2023

Eingewöhnung eines neuen Pferdes


Oben ist ein besonders aussagefähiger Videoausschnitt von einer Eingewöhnung zu sehen, es betrifft hier Dobby`s Eingewöhnung.
Hier unten noch ein paar weitere Playlists von verschiedenen Pferden bei der Eingewöhung, sie zeigen auch jeweils nur Ausschnitte des ganzen Prozesses:

Nero (Hengst-Jährling) bei der Eingewöhnung in die Jungsgruppe Nero war schon eine Weile angrenzend bei der Gruppe, aber nur mit der Stute zusammen gestanden, weil die großen Jungs das Fohlen nicht gleich bei sich geduldet hatten. Mit rund 2 Jahren ist er dann größtenteils mit den Jungs zusammen gestanden, hat aber immer wieder mal zu seiner Ziehmama gewechselt. Er wurde mit 18 Monaten kastriert, als er anfing Interesse an der Stute zu zeigen.

So machen wir es konkret, obwohl wir natürlich alle Eigenheiten der jeweiligen Pferde in Betracht ziehen:

Ein neues Pferd ist zu uns an den Stall gekommen.
Dafür wird erstmal ein Bereich abgeteilt, damit sich die Tiere beschnuppern können und sicher abgetrennt sind.

Wenn die ersten Anzeichen da sind, dass sie nicht mehr aufgeregt sind und sich beruhigt haben, dürfen sie sich einzeln unter Aufsicht auf einer größeren freien Fläche kennen lernen. Nachdem alle zusammen bekannt sind, nach und nach dann auch mal alle zusammen auf dem Platz waren, darf der Neuling erstmal allein den Auslauf und Stall besichtigen. 

Dann machen wir es wieder so: jeden Tag mal ein anderes Pferd dazu zum gemeinsamen erkunden. Dann schauen wir, wie sie sich benehmen und lassen sie erst stundenweise unter Aufsicht alle zusammen und später dann tagsüber und nur noch nachts abgetrennt. Sollte nach ein paar Tagen alles ruhig bleiben, dürfen sie auch die Nacht zusammen verbringen. 

Es dauerte bisher von 5 Tagen bis zu 6 Monaten, bis ein Pferd ordentlich integriert war. Das sind zwar Ausnahmen, aber alles ist möglich. Das Pferd, das am Längsten brauchte, war sehr futterneidisch, er konnte sich nicht abfinden damit, der Rangniedrigste zu sein, war futterneidisch und hat immer wieder die anderen Pferde an der Heuraufe gebissen. Selbst den Chef hat er böse gebissen. Der war trotzdem aber immer wieder bereit ihn mit fressen zu lassen. 

Der Unruhestifter hat uns zum Glück irgendwann wieder verlassen.

Lisa Peters: pferd.24-hs.de

Pferd gekauft und schon gibt es Probleme?


Ein Traum ist für uns wahr geworden und wir haben uns ein eigenes Pferd gekauft. Natürlich wollen wir nur das Beste für das Pferd. Wir freuen uns ja, dass es da ist und wollen ihm nur Gutes tun, haben auch einen guten Stall für es ausgesucht. Natürlich erwarten wir auch dafür, dass es brav ist und gut mitarbeitet. Wir können es ja auch kaum erwarten, dass es los geht, wir haben schon viel zu lange darauf gewartet. Aber nun funktioniert es nicht so, wie es soll?
Als wir es uns angesehen haben, sah das Bild ganz anders aus. Es war lieb und hat auch wunderbar funktioniert beim Probereiten. Was ist da jetzt plötzlich los?

Um nun eine Lösung zu finden, sollten wir das Problem mal aus der Sicht des Pferdes betrachten. Es wurde aus seinem bisherigen Leben gerissen, egal wie schön oder schlecht das gewesen sein mag. Es war sein Leben. Seine vertrauten Stallgesellen, eventuell ein lieber Pferdekumpel, ein besonderer Freund oder eine besondere Freundin. Das hat ihm bisher Sicherheit gegeben um zu überleben. Die Grundbedürfnisse des Pferdes sind Futter, Wasser, Sozialkontakte und eine sichere Umgebung. Eventuell auch ein Mensch, den es gewohnt war und dessen Routinen ihm Sicherheit gaben.

Unser neues Pferd ist nun von all dem weg gerissen worden. Das hat es sich nicht freiwillig ausgesucht, es ist also erstmal nicht gerne von dort weg. Es spielt dabei erstmal keine Rolle, wie gut oder schlecht es vorher behandelt worden ist. Es weiß auch nicht, was auf es zukommen wird. Also ist es erstmal total verunsichert. 
Mußte es bisher einfach nur funktionieren, kann es sich keine Vorstellung davon machen, dass es ab jetzt anders sein könnte. Wurde es gut behandelt, versteht es erst recht nicht, warum es plötzlich die gewohnte sichere Umgebung verlassen musste, die für sein Überleben ja elementar  wichtig ist.

Es ist fremd in einer fremden Umgebung und muss nun sehen, wie es zurecht kommt. Vielleicht hat es Glück und bekommt eine schonende Eingewöhnung, vielleicht sogar in einer kleinen Herde und nicht in einer Box. Auch da muss es erstmal seinen Platz in der ganzen Rangordnung finden. Vielleicht hat es auch noch mehr Glück und kann die neue Herde erstmal aus einer sicheren Distanz kennen lernen und muss sich nicht sofort damit auseinander setzen.

Es ist aufgewühlt, vor der ungewissen Zukunft, hat erstmal Angst im fremden Stall und muss sich nun erstmal gegen die anderen Pferde durchsetzen oder sich mit ihnen arrangieren. Diese wollen ja erstmal nichts mit einem fremden Eindringling in der bestehenden Herde zu tun haben Es muss sich vielleicht auch um sein Futter sorgen. Dann sind auch fremde Menschen da, die es noch nicht kennt und die es verstehen lernen muss. Vielleicht hat es auch dabei Glück und wir können unserem neuen Pferd anhand einer klaren Körpersprache gut vermitteln was wir von ihm wünschen. Dann kann es sich unserer klaren Führung gut anschließen und sich entspannen. 

Aber vielleicht läuft es nicht so entspannt in der neuen Umgebung? Mit den anderen Pferden? Den anderen Stallbedingungen und neuen Menschen? Im fehlt ja zuallererst mal Sicherheit. Wenn es die nicht findet, wird es erst mal alles aus dem Ruder laufen. Vielleicht hat das Pferd auch gesundheitliche Probleme, die man auf den ersten Blick nicht sehen kann und der Vorbesitzer verschwiegen hat? 

Was kann ich jetzt als Mensch tun? 
Wenn alle gesundheitlichen Probleme abgestellt sind, gutes Futter, darf es auch ohne Stress fressen? Hat es ausreichend Mineralien, das kann im Blutbild festgestellt werden, chiropraktische Untersuchung, da schaut man mal auf die offensichtlichen Dinge. Ist das Pferd zu dünn, musste es hungern, hat es Magenprobleme, ist es zu dick und hat Gelenkprobleme, sind die Zähne in Ordnung, Hufe in Ordnung? Kann es gut sehen? Hat es Gebäudefehler, die letzendlich zusammen mit unserer Konstellation zu Problemen führen? Passt sein Sattelzeug wirklich? In welchen Situationen treten Probleme auf, schon von daher lassen sich etliche Rückschlüsse ziehen. Man muss bei extremen Problemen auch in Betracht ziehen, dass ein Pferd für die Besichtigung ruhig gestellt wurde.

Ich sollte auf jeden Fall dem Pferd gut vermitteln können, dass ich eine klare Führung bieten kann und es sich bei mir sicher fühlen kann. In den wenigsten Fällen ist dies leider so, weil wir ja immer noch Menschen sind, die zum größten Teil eben noch ein anderes Leben haben, weit weg von Pferden. Der Anteil an "Pferdezeit" ist meist ein sehr kleiner, verglichen mit der restlichen Zeit unseres Lebens. Deswegen haben wir auch meist nicht die Übung darin, die Führung einer Herde zu übernehmen, mit allen Pflichten und Privilegien, die das so mit sich bringt. Wir haben uns ja deswegen auch ein ausgebildetes Pferd gekauft, von dem wir annehmen wollten, dass es problemlos zu uns passt.

Unser Pferd sieht uns aber nun auch als Teil seiner neuen Herde. Abgesehen von seinen Stallkumpels, die ja auch dazu gehören. Es muss nun seinen neuen Platz in der Hirarchie finden. Bei den Pferden und den Menschen. Wir sollten ihm dafür genügend Zeit geben und nicht gleich von Anfang an von ihm verlangen, wie gewohnt zu funktionieren. Das kann beim einen kürzere Zeit dauern, beim anderen länger. Ich rede hier von Wochen bis Monate falls es ungünstig läuft. Es kann auch sein, ein Pferd gewöhnt sich nie an eine neue Konstellation.

Falls wir also nicht die absoluten Pferdekenner sind, ist es hilfreich, wenn wir einen kompetenten Trainer dazu holen, der uns unterstützen kann darin, eine gute und vertrauensvolle Beziehung zu unserem Pferd aufzubauen. Es gibt keine pausschalen Lösungen oder Ratschläge, die man anwenden könnte. Dazu sind Pferde und Menschen und die Ursachen der Probleme doch zu unterschiedlich. Ein Trost sollte uns sein: meist lassen sich Probleme relativ schnell lösen, wenn wir die Bedürfnisse unserer Pferde erkennen und sie zufrieden stellen.

Ein Verlaßpferd kann man sich normalerweise nicht kaufen, das muss man sich erarbeiten. Die Anlagen dazu kann ein Pferd haben. Zum Vorschein bringen müssen wir es selber mit Zuverlässigkeit, Vertrauen und fairer Behandlung. Dann bekommen wir all das zurück. Dafür sollte sich die Mühe ja auch lohnen.

Ich möchte gern ein Beispiel erzählen. Eines Tages kam ein neues Pferd an unseren Stall, in seinem ehemaligen Zuhause hatte man keine Verwendung mehr für es. Es kam zu einer relativ unerfahrenen, aber sehr liebevollen Pferdefrau. Ich durfte die beiden unterstützen im Prozess der Eingewöhnung und des gemeinsamen Lernens.
Der Wallach bekam einen eigenen Bereich im Pferdeauslauf, damit er und die anderen Pferde sich gesichert erstmal beschnuppern und kennen lernen durften. Nach und nach durfte er immer ein Pferd mehr kennen lernen, bis er dann mit der ganzen Herde vergesellschaftet war und seinen Platz in der Herde gefunden hatte.

Er war auf herkömmliche Art ausgebildet, das heißt ihm wurden Signale vermittelt, die er verstehen und ausführen sollte, was er auch brav machte. Normalerweise wird herkömmlich aber auch mit Druck gearbeitet, das heißt, wenn ein Pferd nicht ausführt, was verlangt wird, wird Druck aufgebaut oder auch gestraft. Er reagierte sehr ängstlich auf den Anblick einer Peitsche und versuchte sogar weg zu rennen.

Da ich mit Pferden ohne Strafe arbeite und auch seine neue Menschin das so machen wollte, zeigten wir ihm, dass er nicht mehr gestraft werden würde und die Peitsche nicht dazu da ist geschlagen zu werden. Er hat dann so manches mal nicht mehr gewußt, dass er trotzdem nicht alles machen darf, sondern dass es Regeln bei uns gibt. Das heißt, wir bitten ihn etwas zu machen, zeigen auch mit Hilfe einer Art Gerte oder einem verlängerten Arm, was wir möchten, wollen damit aber keine Angst machen, sondern nur verständlich machen, was wir vorschlagen.

Er durfte nun auch am langen und lockeren Strick mit uns gehen, ohne fest gehalten zu werden.  
Falls er sich entschlossen hatte mitzumachen, bekam er eine Belohnung. Das war nun etwas Neues und er musste lernen, dass man Belohnungen auch nicht einfordern darf, sondern anständig sein und man bekommt die Belohnung auch erst nach einem Belohnungston/Signal. 

So fand er nach und nach viel Gefallen am Mitmachen und Mensch und Pferd konnten eine wunderbare, vertrauensvolle Beziehung aufbauen. Dieser Prozess hat bei ihm ca. 2 Wochen gedauert. Dann wurde er ein verlässlicher Partner für seine Reiterin, die in dieser Zeit auch lernte, sich mit Körpersprache bei ihm verständlich zu machen. Er wurde ein sehr entspanntes und sicheres Pferd für Groß und Klein.

Ein paar Geschichten zu Vertrauensaufbau und dem richtigen Umgang mit dem Pferd, sowie ein gutes Buch zum Geheimnis der Pferdesprache sind auch hier zu finden: 
https://a-m-elisabeth-peters.blogspot.com/search/label/Vertrauensaufbau 


Lisa Peters: pferd.24-hs.de


Sonntag, 8. Januar 2023

Chester und Fjölvi an Silvester 2023



Die beiden stehen im inneren Bereich ihres Auslaufes, damit sie sich nicht unnötig erschrecken. Sie sind zwar sehr ruhig und schauen sich das Feuerwerk nur an, aber hier kann ich sie auf jeden Fall gut beobachten. Das meiste ist hier im Moment schon rum. Am Anfang der Böllerei haben sie beide eine schöne Schüssel mit Leckereien bekommen und durften ein Silvestermahl einnehmen.

Sie hatten sich ganz langsam an die Knallerei gewöhnt, in der Zeit vor ein paar Jahren, als wir noch ein Stromaggregat hatten. Dies hatte ab und zu im Monat Fehlzündungen. Das hat ausgereicht, sie sozusagen schußfest zu machen, damit sie zu Silvester keine Panik mehr bekommen.

Lisa Peters: pferd.24-hs.de

Chester und Fjölvi auf dem Matschpaddock


Chester und Fjölvi bewegen sich gern auf dem Matschpaddock. Sie haben einen großen Unterstand, einen befestigten Paddock und können von dort aus morgens auf den Matschpaddock laufen. Nachts bleiben sie im inneren Bereich mit den festen Paddockbegrenzungen. Sie genießen die Zeit auf der erweiterten Fläche sehr, wälzen sich gern im Matsch und spielen dort, oder geben auch mal richtig Gas, wenn sie rennen möchten. Am äußeren Ende des Matschauslaufes wird dann gern ihr Bereich von ihnen markiert, damit Fremde gleich merken würden, dass sie ein bewohntes Gebiet betreten und würden eventuell auch erstmal verjagt werden. Ganz am Ende des Auslaufes füttere ich tagsüber auch etwas Heu, denn die ständig gefüllten Heuraufen befinden sich nur im innneren Bereich. Hier draußen machen sie meistens ein paar Fresspausen, während sie spielen oder Ausschau halten, ob sie etwas Interessantes sehen könnten. Andere Pferde, die vorbei laufen z. B. Die beiden sind richtig gute Freunde. Deswegen ist es Chester auch egal, ob sich Fjölvi zuerst genüßlich wälzt. Er passt solange auf ihn auf. Dann will er sich aber auch wälzen, er muss nicht über Fjölvis Wälzplatz wälzen, die Rangfolge der beiden ist ganz klar für beide. Am Abend bekommen die beiden ihr leckeres Zusatzfutter, Mineralien und Äpfel oder Möhren als Vitamingabe. Dazu kommen sie gern wieder in ihren Stall, denn auch hier haben sie noch freie Sicht über ihr Gelände und können in der Nacht wieder in Ruhe am Heu fressen. Am nächsten Morgen dürfen sie ja wieder ihren Bereich erkunden, am Rand frisches Gras suchen oder mal das ein oder andere Leckerchen finden. Nur wenn es sehr nass ist und die Rutschgefahr zu groß, müssen sie für diese Zeit mal im geschützen Bereich bleiben. Im Sommer steht dafür wieder das ganze Gelände offen, auch die schönen saftigen Weiden und der Trail rundherum. Damit die aber nicht zertrampelt werden, müssen die beiden warten, bis die Erde wieder fest geworden ist. Dann wird ihr Bereich Stück für Stück erweitert, damit sich ihr Stoffwechsel wieder gut auf das veränderte Futterangebot einstellen kann.

Lisa Peters: pferd.24-hs.de