Ich werde versuchen meine eigene Meinung hier darzulegen.
Immer und überall hört man davon:
Die Leitstute führt die Herde, der Leithengst treibt die Herde.
Im Prinzip denke ich, dass dies logisch und nachvollziehbar ist. Aber es gibt nie Regeln ohne Ausnahme, sonst wäre es kein gefühlsbetontes, instinktgeleitetes, voneinander abhängiges Zusammenleben, sondern rein mechanisch erklärbares Zusammenwirken.
Nun gibt es Studien, die zeigen, dass auch Rangniedrige Tiere das Folgen auslösen.
Für mich ergibt das keinen Wiederspruch zum bisher gesagten.
Meist ist in den Herden die bisher beobachtet wurden, eine ältere, erfahrene Stute diejenige, die weiß, was sie will und ihren Weg mit Bestimmtheit einschlägt. Die anderen folgen ihr gerne, weil sie aus Erfahrung wissen, dass dies nicht schlecht sein kann, wenn es darum geht, eine Wasserstelle zu finden, die besten Futterplätze aufzusuchen, oder geeignete Ruheplätze während der Nacht aufzuspüren.
Völlig unlogisch wäre für mich, dass dies ein unantastbares Gesetz in der Herde wäre. So wie es keine lineare Struktur in der Rangordnung zu geben scheint, gibt es daraus resultierend auch keine absolute Führung von nur 1 einzigen Tier. Sollte von irgendwoher Gefahr drohen, signalisiert dies das jeweilige Tier, was die Gefahr wahrnimmt und alle anderen setzen sich auch in Flucht-Bewegung. Auch, wenn sich dann die hochrangige Stute vielleicht an die Spitze setzt, weil sie keine anderen vor sich duldet. Nur so erscheint es mir logisch, dass die Herde überlebt, denn auch eine hochrangige Stute oder der Hengst schlafen einmal. Es muss also eine fließende Hirarchie geben, wo Aufgaben nach Bedarf verteilt werden.
Auch im Umgang mit unserem geliebten Freizeitpartner gibt es unzählige Abstufungen von Führen und Folgen. Denken wir, wir haben die "Führung" ergattert, scheint alles hinfällig zu sein, sobald ein Eimer Möhren im Weg steht. Ich glaube wir dürfen uns das nicht so mechanisch vorstellen.
Derjenige, der offensichtlich jeweils momentan den Überblick und die stärkere Durchsetzungsfähigkeit hat, darf sich als Führer der Herde fühlen, auch wenn sie nur aus 2 Individuen besteht, das heißt auch Mensch und Pferd.
Sobald wir einen Moment abgelenkt sind und unsere Aufmerksamkeit nicht mehr voll unserem Pferd widmen, das heißt nicht sofort einschreiten, wenn es selber handelt, muss das Pferd die eigene Führung übernehmen, es ist überlebenswichtig. Davon hängt bei einem Pferd Tod oder Leben ab in der Natur.
Wie kann es funktionieren, dass wir z. B. sehen, wie ein kleines Kind die "Führung" übernimmt und das Pferd führen oder treiben kann? Pferde sind überaus gutmütige Charaktere. Wenn wir ihnen unsere Zuneigung zukommen lassen, sie spüren lassen, dass wir für sie sorgen, sie füttern, sie pflegen, konsequent zeigen, dass wir zwar auf gewissen Dingen bestehen, ihnen aber doch gewissen Freiheiten gewähren, wir sind ja nunmal nicht 24 Stunden am Tag anwesend, warum sollten sie sich gegen uns wehren? Auch ein kleiner Mensch kann das schon gut bewerkstelligen und dem Pferd zeigen, was es gern von ihm erwartet. Kommt es aber in einer Gefahrensituation drauf an, hat der kleine Mensch keine Chance mehr so schnell und bestimmt zu reagieren und das Pferd entscheidet selber.
So einfach ist das, denke ich.
Aber man kann hinein wachsen in die Kommunikation mit dem Pferd und immer besser und öfter sagen, was man erwartet und dem Pferd zeigen, dass es gut ist. Ein Pferd ist klug genug zu wissen, dass es nur Vorteile bringt, sich in eine Herdenordnung zu fügen und es sich lohnt, einem Möhrchengeber gefällig zu sein.
Ein kleines eigenes Erlebnis will ich meinen Bloglesern nicht vorenthalten:
Ein Teil der kleinen Herdengemeinschaft am Stall war spazieren gegangen. Zwei meiner Pferde waren etwas aufgeregt. Der Herdenchef rief seinem entschwundenen Teil der Herde nach und die rangniedrige Stute pflichtete ihm bei. Da ich mir einbilde doch eine gewisse hochrangige Position bei meinen Pferden einzunehmen, dachte ich, ich könne sie vom Ausgang weg locken. Dies gelang mir auch, weil sie mir einfach hinterher liefen, als ich auf die andere Seite des Auslaufes ging. Dort angekommen blieb ich stehen und wartete. Meine beiden Pferde standen einen Moment bei mir, wanderten dann zielstrebig wieder zum Ausgang um nach den anderen zu rufen.
Hier kann sich nun jeder selber seine Gedanken machen...
Meine waren folgende: Solange ich etwas Abwechslung versprach, folgte man mir gerne. Hätte ich sie weiter beschäftigt, wären sie bei mir geblieben. Wurde es aber langweilig, hatte man Besseres zu tun. ;-)
Einen interessanten Artikel über das Thema von der pferderevue.at gibt es hier zu lesen.
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