Freitag, 24. Januar 2025

Respektlose Pferde - Wie werde ich als Mensch geachtet um mein Pferd sicher zu führen?

Chester als wilder 3jähriger

Heute mit 14 der souveräne Chef der Herde von allen respektiert.

Lässt sich nur mit Schnurhalfter reiten und ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen.

Er folgt mir entspannt und frei, auf eingezäuntem Gelände, wenn ich ihn darum bitte. Auch, wenn er lieber bei der Herde im Schatten stehen würde, kommt er mit. Sämtliche Situationen draußen meistert er heute genauso entspannt, egal was da kommt oder zu hören ist. Das ist nur möglich, wenn dir dein Pferd vertraut und eine Beziehung mit dir aufgebaut hat, in der gegenseitiger Respekt die Grundlage allen Handelns ist.

Er hat nie ein Gebiss getragen und eine Gerte ist für uns nur ein verlängerter Arm. Bestenfalls gibt es Belohnungshappen, aber auch das nur auf Aufforderung meinerseits. Ich bestimme, wann was gemacht wird, oder beendet wird und auch wann etwas gefressen wird, was ich in der Hand halte. Dieses Recht zu bestimmen hat der Ranghöhere und die anderen respektieren das freiwillig. Diese Führungsrolle muss man sich erarbeiten, in dem man zum Wohle der Herde entscheidet und von den Herdenmitgliedern somit anerkannt wird.

Wie sieht es bei dir aus? Rempelt dich dein Pferd um? Oder stehst du einfach öfter im Weg, wenn es angerannt kommt? Ich würde einfach aus dem Weg gehen, wenn das Pferd angaloppiert kommt um nicht umgerannt zu werden und meine Chance bei Gelegenheit wieder wahrnehmen, wenn ich an den Grundlagen der Kommunikation gearbeitet habe.

Es geht hier für das Pferd nicht darum, die "Weltherrschaft" ;-) im Pferdeuniversum übernehmen. Wenn Missverständnisse überwiegen, müssen wir daran arbeiten, die Harmonie wieder herzustellen. Das muss auch nicht von heut auf morgen geschehen, wir können und sollten uns dabei Zeit lassen. Sicher dauert es länger, wenn man wöchentlich nur ein paar wenige Stunden Zeit dafür hat, aber man kann immer daran arbeiten.

Es geht nicht darum, die Konfrontation während einer Auseinandersetzung zu suchen, indem du dich auf das Pferd konzentrierst um es nun zu überzeugen, auf dich zu hören.
Auch Pferde machen nicht alles an einem Tag untereinander aus und wir haben größere Chancen angehört zu werden, wenn es nicht sofort um große Themen geht. Kleinigkeiten, immer wieder, das prägt sich dann auch für das Pferd besser und entspannter ein. Eine Pferdegemeinschaft muss erstmal wachsen. Auch wir gehören ja im weitesten Sinne zur Herde dazu. 

Die Geschichte vom allherrschenden Anführer ist längst überholt. Jedes Tier in der Herde hat seine Aufgaben und übernimmt je nach Begabung seine Pflichten. Die ranghöheren Tiere gehen ja jetzt auch nicht hin und demonstrieren ihre Macht um zu sagen, du musst jetzt mal tun, was ich sage, sondern das ist ein Miteinander, was für alle Tiere gut ist und Sinn macht. Der Leithengst geht auch nicht hin und zwingt seine Herde bis in alle Einzelheiten genau zu gehorchen, er schafft sich seinen Raum und fordert nur den Respekt ein, diesen einzuhalten. So wächst das Vertrauen in ihn und in Gefahrenmomenten kann er absoluten Gehorsam erwarten, der auf Freiwilligkeit basiert.

Als Mitglied einer Herde benimmt man sich respektvoll gegenüber den anderen Herdenmitgliedern. Wenn da einer aus der Reihe tanzen würde, würde er ausgeschlossen werden, denn er würde die Sicherheit der ganzen Herde gefährden. Wenn wir fähig sind, uns mit gegenseitigem Respekt und Freundlichkeit zum Wohl unserer Mensch-Pferd-Gemeinschaft auszudrücken, wird uns unser Pferd freiwillig folgen. Dafür müssen wir uns aber vom Gedanken der reinen Dressur verabschieden. 

Da ein Pferd aber von seiner Art her immer entgegenkommend ist, zeigt der "Chef" eben an, wenn der dann mal vorbei will, oder zufällig der andere im Weg steht, wo er gerade hin will.
Er beginnt das gegenseitige Fellkraulen und beendet es auch wieder. Er fängt auch das gegenseitige Spiel an oder hört wieder auf und geht als erster vom Unterstand auf die Weide, die anderen folgen ihm oder kommen mit ihm zusammen auch wieder zurück in den Schatten. Das reicht eigentlich dann auch schon aus um seine Position dauerhaft zu etablieren. Genauso können wir auch an unserer Beziehung arbeiten.
Die ganz großen Rangkämpfe gibt es innerhalb einer gewachsenen konstanten Herde so nicht mehr. Meist ist das ein Element in immer wechselnden Herden und den immer wieder neuen Situationen, denen unsere Pferde ausgesetzt sind.

Du kannst ganz nebenbei bei der Stallarbeit an Dingen wie gegenseitigem Respekt arbeiten. Zufällig musst du dann mit der Karre mal da hin, wo er steht, oder er muss sich weg drehen, weil du den Fleck beanspruchst, auf dem das Pferd steht, oder er muss rückwärts weichen, weil du eben auch wieder genau diesen Platz betreten musst um etwas weg zu harken. Oder du beginnst das Pflegen und dein Pferd darf dir dann zeigen, wo es gekrault werden möchte. So etablierst du langsam aber sicher deine Position an der Führungsspitze, damit es dann, wenn es drauf ankommt keinerlei Debatten mehr darüber geben muss, ob man jetzt flüchten sollte, oder weiter laufen kann, denn du zeigst mit vielen Kleinigkeiten deinem Pferd, dass es sich auf dich verlassen kann, denn die Führungsposition beinhaltet auch die Verantwortung über die wichtigeren Dinge zu entscheiden.

Ein paar Tipps zum Aufbau des Vertrauens findest du auch hier im Blog zum Thema: Vertrauensaufbau, oder zu Lesen in dem Buch von Gertrud Pysall , das Geheimnis der Pferdesprache.
Gern empfehle ich auch die TRT Method , hier zeigt Tristan, wie man eine sichere Führung erarbeitet.

Lisa Peters: pferd.24-hs.de