Samstag, 23. März 2013

Training: Belohnung respektvoll entgegen nehmen

Ein respektvolles Pferd zu haben und bei jeder Kleinigkeit belohnen zu können, birgt keinen Widerspruch.
(Kontenhalfter sitzt falsch!)

Auch die Belohnung kann respektvoll entgegen genommen werden. Training ist alles. So kann ich mit einer Tasche voller Futter neben meinem Pferd stehen und werde doch nicht angebettelt. Erst wenn ich es erlaube wird das Futter aus der angebotenen Hand geholt.

Das kann jede/r mit jedem Pferd lernen.

Ein Video mit Beispiel auf meinem youtube Kanal ist hier zu sehen:


Das respektvolle Entgegennehmen der Belohnung muss vom Pferd erst erlernt werden.

Am einfachsten geht das mit "maulgerechten" Leckerlis.

Wie ich es meinen Pferden beibringe.
Der erste Schritt:

Ich stelle mich links neben das Pferd auf Kopfhöhe.
Dann nehme ich einen Belohnungshappen in die linke Hand, halte sie in Höhe des Bauchnabels vor mich, die rechte ist frei um das Pferd sanft auf Maulhöhe zurück zu schieben, mit einem scharfen Ssssst-Laut, bis es den Kopf allein im Ansatz wegdreht, dann kommt bei mir sofort ein Wort der Belohnung: für mich heißt dies: Hohoooo (das erste Ho stimmlich hoch, das zweite hoooo tiefer, langgezogen) erst dann halte ich ihm die Belohnung direkt vor die Maulspalte, dass es ohne Schnappen den Happen entgegen nehmen kann. 
Innerhalb weniger Happen hat das Pferd das Prinzip erfasst. 

Im zweiten Schritt 
halte ich den Belohnungshappen mit der linken Hand in Höhe meines Bauchnabels, nachdem das Pferd den Kopf im Ansatz oder ganz weg dreht, kommt mein Hohoooo und das Pferd darf erst dann auf die Hand zukommen und sich die Belohnung holen.

Wenn ich rechts vom Pferd stehe, kann ich die Hände einfach wechseln.


Wenn das Pferd später nach Belohung sucht, gibt es natürlich nichts. Nur wenn ich etwas gefordert habe, oder es den Kopf abwendet, wenn ich mit Belohnung daneben stehe, gibt es auch eine Belohnung, aber immer erst nach dem Hohoooo. So lernt das Pferd einmal, dass es erst nach dem Hohoooo die Belohnung nehmen darf, und zum anderen, dass es vorher auch mit einer Tasche voller Belohnung, einfach nichts gibt.

Somit habe ich einen Belohnungston etabliert, den ich in verschiedenen Situationen anwenden kann.
Sobald ich diesen Ton ausspreche, (geht natürlich auch anstatt mit einem Belohnungston mit einem Klicker, falls mehrere Personen mit dem Pferd trainieren), kann ich mir relativ sicher sein, dass ich volle Aufmerksamkeit des Pferdes habe und kann somit auch die Aufmerksamkeit von einem unruhigen Pferd auf mich lenken, damit es mir wieder zuhört.

Ganz hilfreich ist es natürlich bei Gelassenheitstraining. Wenn das Pferd Angst zeigt vor einer Situation, kann ich die Situation mit meinem Beruhigungs- und Belohnungston sofort verändern und das Pferd lernt so, dass die Situation angenehm ist.
Das funktioniert bei Kopfscheuheit, Angst vor flatternden Dingen, Planen, die begangen werden sollen usw.
Natürlich muss ich ersteinmal überdenken, warum das Pferd ängstlich ist. Wurde es in der Vergangenheit bestraft, ungeduldig am Zügel gerissen, beschimpft? Das alles können wir wieder verändern, langsam aber sicher und dem Pferd zeigen, dass wir auch anders können und es uns vertrauen kann, sich sicher fühlen kann und dass es uns die Führung überlassen kann.


Wenn wir besonders belohnungsintensive Übungen anstreben, sollten wir dabei auf die Menge der Inhaltstoffe achten. Leicht kann unser penibel ausgearbeiteter Futterplan sonst aus den Fugen geraten.
Auch eine Überversorgung an Mineralien und Vitaminen ist nicht günstig.

Wir müssen auch darauf achten, dass das Futter für das Pferd wirklich schmackhaft und erstrebenswert ist, sonst lässt die Motivation natürlich auch zu wünschen übrig.
Ich habe gute Erfahrung gemacht mit Heucobs in passender Größe oder z. B. auch schmackhaftere Vollkornpellets. Für gelegentliche Belohnungen eignen sich natürlich auch Bergkräuter-Leckerlis.