Freitag, 28. Februar 2014

Wie bekommt man die Wurmkur leicht ins Pferd, fragte ich mich?

Wäre es nicht schön, wenn das ohne Kampf und sträuben dagegen klappen würde?

Chester war ein besonders hartnäckiger Fall.
Er hatte einen schweren Kieferbruch, der glücklicherweise gut verheilte.
Niemanden ließ er aber an sein Maul fassen. Die Erinnerung an den Schmerz war zu groß.

Das Drama bei der Verabreichung der Wurmkur kann man sich vorstellen.
Mit Steigen und uns davon zerren hatten wir das volle Programm.
Obwohl wir nie eine Trense benutzten, hatte er trotzdem Schwierigkeiten am Halfter festgehalten zu werden.

Um es vorweg zu nehmen, es gibt keinen Knopf den man an einem Pferd drücken könnte, dass es dann doch funktioniert. Wir mussten uns in so einem Fall viel Geduld und Zeit nehmen.

Als er nach der Operation zu uns an den Stall kam haben wir damit begonnen, ihn niemals am Kopf fest zu halten. Musste auch nicht sein, er folgte uns gern freiwillig. Natural Horsemanship und Kommunikation mit Körpersprache ist ja wohl niemandem mehr ein Geheimnis ;-) Festbinden ging auch noch nicht.

Langsam gewann er das Vertrauen zurück, dass ihm nichts geschieht, wenn wir den Strick an seinem Kopf mal etwas fester hielten.
Mit der Zeit ließ er es zu, den Strick zwei mal gewickelt um den Anbindepfosten zu legen.
Langsam gewöhnte er sich daran, nicht sofort zu steigen, wenn er Zug am Seil spürte.

Aber die erste Wurmkur kam unausweichlich auf uns zu. In große Löwenzahnblätter gewickelt verabreichte ich Tropfen für Tropfen. Das konnte so nicht weiter gehen. Denn sobald er das schmeckte, spuckte er es wieder aus.

Ich bewaffnete mich mit viel Zeit, Geduld, und einer Spritze voll mit Apfelmus.
Den ganzen Tag hatte ich mir dafür eingeplant.
Dann nahm ich ihn ans Schnurhalfter, damit er nicht weglaufen konnte und begann mit der Spritze seinem Kopf näher zu kommen.
Zuerst seitlich in Höhe der Augen, hier fand er es nicht gefährlich. Dann strich ich sehr, sehr langsam immer Richtung Maul herab. Sobald er wegzog, fing ich von vorne an. Immer wieder. Bis ich seine Mundwinkel erreichte. Er öffnete fast von allein sein Maul und ließ mich die Spritze darin entleeren.
Dies alles dauerte keine halbe Stunde.
Ich hatte sein Vertrauen gewonnen, dass ich nichts mit Gewalt versuche.

Von dieser Zeit ab konnte ich wirklich alles in sein Maul stecken. Leckerlis, Wurmkuren (bis zum Ende entleert ohne Widerspruch und noch intensiv abgeschleckt, trotz dem widerlichen Geschmack), ich brauche nur noch mit den Fingerspitzen an die Mundwinkel tippen und er macht das Maul auf. ;-)

So einfach kann es sein.
Man kann mir aber nicht mehr erzählen, es läge an dem üblen Geschmack des Inhalts, wenn Pferde das nicht mögen. Ich glaube eher an dem ruckartig rein spritzen, was ziemlich erschreckend sein kann, ohne das vorherige Einverständnis des Pferdes. Ich darf übrigens immer noch seit Jahren, mit zwei Fingern das Maul öffnen und alles mögliche rein stecken. Meistens natürlich Leckerlis und das ohne auch nur ein Halfter dran und frei laufend im Auslauf.

Nur um es mal gesagt zu haben: es klappt vielleicht nicht mit jedem Pferd. Und wenn das Vertrauen fehlt, kann es auch gefährlich werden. Also vorsicht, falls jemand das auch so probieren möchte.
Hier ein Video, wie er das Maul aufmacht
Und hier mit der Spritze ins Maul: https://youtu.be/sp-iz5VFDE4