Freitag, 25. März 2022

Traum Nero Vulkan 25 * 03 * 2016



Ich heiße Traum Nero Vulkan und bin ein Noriker-Wallach, braun, geb. am 25. März 2016 
Sehr gern erzähle ich euch meine Geschichte:

Als Noriker in Österreich geboren, kommen nicht alle Pferde zu Menschen, die mit ihnen ein Leben lang verbringen möchten. Viele Noriker landen beim Schlachter, weil jede Stute jedes Jahr belegt wird, nur wenige besondere Exemplare davon werden privat verkauft, der große Teil geht in die Fleischproduktion, denn im Winterquartier ist kein Platz mehr für die Fohlen der Stuten.

Als Fleischlieferant ist das Pferd auch mehr oder weniger ein Nutztier. Mein Pech war einfach, dass ich keine Stute zum Züchten und auch noch braun war, das gibt es leider wie Sand am Meer. So landete ich beim Schlachter, zuerstmal im Verkaufsstall, weil ich ja doch ein hübscher Bub war. Es ist aber auch so, dass trotzdem viele Pferde nur als Reittiere "genutzt" werden, manche von uns haben dadurch auch kein schönes Leben. Außer sie kommen zu Menschen, denen die reine Nutzung eher zweitrangig ist.

  

Aufgewachsen bin ich mit meiner Mama auf der Alm, da habe ich die frische Luft genossen, Trittsicherheit geübt und mit anderen Fohlen gespielt. Mit 6 Monaten wurde ich aber dann schon zum Schlachter verkauft, weil alle Stuten wieder in den heimatlichen Stall getrieben wurden und dort kein Platz mehr für mich war.

Es gibt Organisationen, die für solche „Schlachtfohlen“ ein gutes Zuhause suchen, damit sie weiter leben dürfen. Ein liebes Menschenmädchen hat sich sofort in mich verliebt und ihre Ersparnisse geopfert um mich zu sich zu holen, damit ich bei ihrer lieben Stute und ihrer kleinen Herde aufwachsen kann um dann später mein Für-immer-Zuhause zu finden.  

 

Ich kam erstmal mit einer riesigen Erkältung und Husten in meinem neuen Zuhause an, mein Immunsystem war ziemlich schwach geworden. Ich war noch sehr klein damals. Aber man hat sich gut um mich gekümmert und ich wurde schnell gesund. 

Hier habe ich mich schnell erholt und wohl gefühlt.

Meine neue Ziehmama, die Stute Tafi, hat mich sofort adoptiert und sich um mich gekümmert, denn die großen Jungs wollten noch nichts mit mir zu tun haben.

Wir beide haben alles zusammen gemacht, gefressen, gepflegt, geschlafen. Wie ein Fohlen mit seiner richtigen Mama. 

Mit 18 Monaten wurde ich dann kastriert, denn da habe ich doch etwas größeres Interesse gezeigt an meiner Ziehmama, aber das ist wahrscheinlich normal. In der Box der Pferdeklinik habe ich mich an die Schlachthofbox erinnert und konnte erstmal vor Kummer nichts fressen. Bis meine Menschen mich abholen kamen, da hab ich mich so gefreut und musste sofort anfangen alles was da noch war aufzufressen. Wir sind dann aber schnell nach Hause gefahren.

 

Zu Hause habe ich mich dann erstmal erholt und ausgeruht. Hier sieht man noch die Rasur am Hals von der Sedation.

Als ich 3 Jahre alt war, sind wir alle zusammen auf einen großen Hof gezogen. Hier wurde ich erstmal groß und stark. Hier sieht man mich nun im Alter von 5 Jahren, da war ich dann 160 cm groß und bestimmt 700-800 kg schwer geworden.

Damit bin ich aber auch alt genug meinten meine Menschen, dass meine Ausbildung beginnen kann und ich meine eigene Herde finden soll, weil ich gerne auch mal mehr lernen würde. 

Bis hierhin hatte ich schon einiges gelernt. Clicker-Training mit positiver Verstärkung finde ich z. B. super, da würde ich am liebsten nie aufhören. Ich gehe auch am Stallhalfter oder Knotenhalfter und langem Seil überall mit, auch ohne andere Pferde dabei, oder bleibe ruhig angebunden stehen und habe bisher echt noch nichts gefunden, was mich erschrecken könnte.
Riesige Landmaschinen, Planen, klappernde Gegenstände, interessiert mich alles nicht wirklich. Ein Gebiss hab ich bisher deshalb nie kennen gelernt, vielleicht brauche ich auch keins, ich bleib ja auch stehen, wenn mein Mensch stehen bleibt. Und ansonsten mache ich auch alles, was ich machen soll, wenn ich es verstanden habe. Meine zukünftigen Aufgaben sind eigentlich in fast jede Richtung offen.

Meine Hufe lasse ich pflegen, ich heb sie hoch, sobald man die mit dem Finger antippt, ich lasse sie auch oben, wenn es nicht zu lange dauert. Längeres Aufhalten bringt mich aber dann doch noch etwas aus dem Gleichgewicht, der Hufpfleger hat einfach immer mal abgewechselt, das ging dann schon. Zur der Zeit ging ich noch barhuf. Mittlerweile brauche ich aber Hufeisen vorne.

Rassebedingt bin ich sehr leichtfuttrig, das heißt mich darf man nicht mit Süßigkeiten verwöhnen, das würde mir nicht gut tun, außer 24/7 Heu bekomme ich nur Stroh zur Verfügung und natürliche Mineralien. Bisher geht es mir auch sehr gut damit. Finde ich persönlich jetzt nicht so toll, weil es gibt da bestimmt das ein oder andere Leckerchen in der Sattelkammer, hab ich natürlich auch schon versucht heraus zu finden, als mein Mensch die Tür aufgelassen hat, weil ich bin immer sehr neugierig und mutig. Sie hat mich da aber rückwärts am Schweif wieder heraus gezogen, weil ich mich da nicht umdrehen konnte und eigentlich wollte ich ja weiter suchen, durfte aber nicht, ich hätte bestimmt noch was gefunden.

Hilfsbereit bin ich auch immer beim Abmisten der Weide. Da passe ich genau auf und laufe neben der Karre her, damit da nichts zu voll geladen wird. Da muss ich schon ab und zu mal was ausleeren, damit das nicht zu schwer für meine Menschen wird, denn ich muss ja sogar manchmal den leichten Sattel rum tragen, also wenn der schon zu schwer ist für sie …

Meine Menschen meinten immer, das Gehirn eines Norikers arbeitet manchmal eher gemächlich, aber was da mal eingespeichert ist, das bleibt da auch drin! Ob man sich das nun gewünscht hat, oder nicht. Jedenfalls kann es dauern, wenn man was umprogrammieren möchte. Gegenseitiger Respekt ist notwendig, Geduld und vor allem Verständnis, dann geht fast alles wie von allein. Druck mag ich garnicht, man muss mir die Sachen, die ich machen soll einfach gut vorher erklären. 

Wenn mein Mensch zum Beispiel mit der Mistkarre ankommt, schwenke ich schon mal zur Seite, damit sie da auch vorbei kommt, ich denke da nämlich mit, drei mal vorher zart mit der Fingerspitze an der Flanke antippen hat genügt, jetzt weiß ich ja schon was von mir erwartet wird. Peitsche kenne ich auch, aber nur als verlängerter Arm meines Menschen, oder als Target zum Antippen, dafür gibts dann auch Leckerchen, die nehme ich auch ganz respektvoll und auch nur, wenn ich sie entgegen nehmen darf, bis dahin schau ich auch zur anderen Seite um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich verfressen wäre… 

Ich hörte immer wieder, ich wäre noch ein kleiner Tollpatsch, aber natürlich wachse ich mit 5 Jahren auch noch. Noriker wachsen manchmal bis sie 9 Jahre alt sind, natürlich nicht immer nur in die Höhe. Und wenn ich mich mal irgendwo aus Versehen anstoße und etwas umwerfe liegt das bestimmt auch nur an den zu kleinen Dimensionen des Offenstalles in dem ich mit den 3 anderen Mitbewohnern derzeit lebe. Außerdem bin ich sehr stark und deshalb suche ich auch ein Zuhause mit viel Platz und stabilen Gegebenheiten, denn manchmal scheuere ich auch ganz pferdetypisch mein Fell an einem Pfosten, falls da keine Bäume wachsen.

Auf liebe und verspielte Mitbewohner lege ich auch viel wert, denn ich spiele natürlich gerne mal ausgelassen mit den anderen. In meiner ersten Herde war ich noch der Rangniedrigste bei den Jungs. 

Natürlich übernachte ich auch mal ein paar Tage in der Box, wenn es sein muss, aber auf Dauer ist das nichts für mich, das ist mir zu langweilig. Außerdem schnarche ich gern lang ausgestreckt und wälze mich auch gerne in den weichen Spänen in meinem Unterstand. Und bitte ganz wörtlich nehmen: ich schnarche grundsätzlich immer, wenn ich schlafe.

Auf meine alte Ziehmama konnte ich in dem Alter natürlich schon aufpassen. Die wußte das inzwischen auch und respektierte mich, bin ja schon ein großer Junge geworden, mindestens 160 cm und damit fast größer als sie. Leider ist sie im Frühjahr über die Regenbogebrücke galoppiert, sie war schon alt und konnte nicht mehr laufen. Aber ich werde sie ja irgendwann dann mal wieder treffen, sobald ich dann auch mal über diese Brücke galoppiere.

Ich hab auch schon versucht heraus zu finden, ob hinter der Weide nicht doch noch besseres Gras wächst, aber meist ist doch jetzt der Strom an, dann bleib ich lieber drin, davor hab ich nämlich echt Angst. 

Ansonsten habe ich ein echtes Norikergemüt: ich habe ausdrucksvolle Gänge, trabe schneller und kraftvoller als alle meine Kumpels, übe Galopp-Pirouetten und fliegende Galoppwechsel liegen mir im Blut, das kann ich auf unserer großen Weide gut trainieren. Wenn ich so richtig in Fahrt komme, dann bebt die Erde und ich habe das Gefühl ich kann fliegen. Ob das mit Mensch oben drauf auch so gut funktioniert muss sich aber erst zeigen. Eine echte Sportskanone werde ich aber vermutlich nie werden. Lieber gehe ich gemütlich spazieren.

Wenn ich neue Menschen kennen lerne, versuche ich natürlich immer heraus zu finden, welche Rangordnung die haben. Dazu werden die grundsätzlich erstmal intensiv abgeschnuppert, falls ich da nichts heraus finde, versuche ich mal die Schuhe zu beknabbern. Sobald die mir aber versichern, dass sie auf mich aufpassen können und ich ihnen vertrauen kann, dürfen sie mir dann auch den großen Hintern kraulen, treten oder beißen kommt für mich grundsätzlich nicht in Frage.

Natürlich habe ich auch gelernt, dass ich respektvoll auf Abstand gehe, falls dies gewünscht wird, aber eigentlich bin ich immer sehr schmusebedürftig und zum Kuscheln aufgelegt. Ich mag auch kleine Kinder, die dürfen auch rum schreien und toben, aber meine Hufe sind natürlich sehr groß, da müssen die schon aufpassen, wo sie hin laufen. Bellende Hunde sind auch kein Problem für mich, die finde ich sehr interessant, aber wenn ich dann ankomme um zu spielen, laufen die leider immer weg.

Als Jährling wurde ich auf PSSM getestet, damit man meine Haltung gut anpassen kann, um mich möglichst gesund zu halten. Ich bin n/pssm, also Einzelgenträger wie mein Papa und zeige keinerlei Auffälligkeiten. Gutes Heu oder Stroh und natürliche Mineralien reichen für mich aus. Man sollte mich nur nicht endlos fressen lassen, ohne dass ich arbeiten muss, denn dann werde ich noch schwerer, als es sein muss. Mein Gewicht wird auf etwa 750 kg geschätzt, also ich mache schon mächtig was her.

Ich muss aber Zucker in jeder Form meiden, Obst, Getreide usw, weil ich durch PSSM eine veränderte Zuckerspeicherung habe. Das macht mich besonders leichtfuttrig, meine Rasse ist deshalb gut zur schweren Arbeit geeignet, wie Holzrücken oder Kutsche ziehen. Aber ich mache auch eine tolle Figur, wenn ich einfach nur vielseitig eingesetzt werde. Es gibt einige Vertreter meiner Rasse, die auch im Sport eigesetzt werden, aber ich bin wohl besser als Freizeitpferd geeignet, bei dem ich nicht von Null auf Hundert Leistung erbringen muss, sondern mich langsam warm laufen kann. Ich gehöre eher zur gemütlichen Sorte, obwohl ich natürlich auch ausgelassen spielen kann. 

Mein menschliches Herdenmitglied sollte gute Führungseigenschaften besitzen, denn als Noriker bin ich eigenständiges Handeln gewohnt und habe kein Problem damit für mich selber zu entscheiden. Trotzdem kann ich ganz entspannt sein, sollte mein „Chef“ für mich die Entscheidungen übernehmen wollen. Für meine bisherigen Menschen war es wichtig, dass ich vor allen Dingen in ein liebevolles Zuhause kommen darf. Sonst musste ich auch nicht wirklich wegziehen. 

Im Jahr 2021 habe ich dann meinen ganz besonderen, lieben Menschen gefunden, sie hat mich zu sich geholt und ich wohne nun mit einer großen Herde in einem wunderschönen Stall mit großen Weiden, so wie wir Pferde das lieben. Dort bin ich ziemlich schnell der Chef geworden, denn mein damaliger Chef Chester hat mir alles beigebracht, was man dafür so wissen muss. Und sagt mal selber, bin ich nicht ein Prachtkerl geworden?






Lisa Peters: pferd.24-hs.de

Freitag, 18. März 2022

Pferd schnappt nur, oder beißt richtig zu



In Ermangelung eines Bildes von einem schnappenden Pferd, lasse ich hier unseren Chester mal die Zähne zeigen ;-)

Chester ist ein gutes Beispiel für ein Pferd, das gerne seit frühester Jungend die typischen Schnappspiele der männlichen Pferde veranstaltet. Mit Kumpels oder mit Menschen. Inzwischen ist er erwachsen und auch jetzt versucht er noch zeitweise an Reißverschlüssen, baumelnden Bändern oder Ärmeln rum zu zupfen und wenn man nicht schnell genug ist, reißt er einfach mal locker hängende Dinge ab. 
Das heißt, man muss ständig auf der Hut sein und ihn in seine Schranken verweisen, bzw von ihm einen gewissen Abstand abverlangen. Dieser Abstand den wir einfordern zeigt ihm, dass wir berechtigt sind als Ranghöhere, ihm zu sagen, was er machen darf und was nicht. Das respektiert er dann und fügt sich, dann hört auch sein knabbern in dem Moment auf.

Dieses Schnappen geschieht aber auch mit einer freundlichen Mine, das heißt die Ohren sind nicht angelegt in einer Linie mit der Halslinie, er wirft auch nicht den Kopf unwirsch in die Luft um dann zu zuschnappen, sondern in entspannter Haltung, den Kopf meist tief gehalten in Höhe des begehrten Objektes wird versucht an einem rum zu knabbern. Die Ohren werden in etwa der Stellung getragen, wie auf dem Bild oben zu sehen und der Kopf kommt meist von schräg seitlich an.

Chester ist somit nicht gefährlich und nach einer Ansage seitens des Menschen hört sein Schnappen auf, denn die Fronten sind geklärt. Das ist nämlich das einzig Wichtige bei den Schnappspielen der männlichen Pferde, heraus zu finden, wer nun das Sagen hat. Derjenige der weicht, ist der Rangniedrigere. Somit weiß man, wer im Fall der Fälle das Sagen hat und die Herde beschützen kann. Das ist sehr wichtig in der Herdenstruktur, es geht ja ums Überleben.

So. Kommen wir zum nächsten Fall, ein Pferd was beißt. Ich erzähle mal von meiner eigenen schmerzhaften Erfahrung und von meiner Sichtweise der Gegebenheit sowie der Möglichkeit der Lösung. 
Von einem Tag zum anderen habe ich ein Pferd im Stall aufgenommen, welches ziemliches Wehrverhalten zeigte, es musste den Stall in dem es vorher stand kurzfristig verlassen, weil es unverträglich und futterneidisch war. Es sollte nur vorübergehend bei uns stehen bis ein geeigneter Stall gefunden wäre, also wurde das Pferd separat gestellt, direkt im Anschuss an den Auslauf meiner eigenen Pferde. Mehr wußte ich auch nicht. Das Pferd zeigte folgendes Verhalten: den Kopf unwirsch hoch werfen, Ohren fast ständig angelegt in der Nähe des Menschen und eine giftige Mimik. Die Besitzerin befragt hieß es, Beißen oder Schlagen würde das Pferd nicht, sie würde einfach dieses Verhalten immer so zeigen, weil sie nicht gut sozialisiert wäre.

Bei einer Fütterung kurz danach, ich wollte ein Heunetz aufhängen, stand das Pferd neben mir mit seinem üblichen Verhalten und als ich über das Netz nach dem Karabiner griff um das Netz zu befestigen, ging alles blitzschnell: den Kopf hoch reißen wie um Anlauf zu nehmen und in meinen Arm runter schnappen um dann auch heftig rein zu beißen. Zum Glück hatte ich eine dicke Jacke an und dicken Pulli drunter. Es ließ sofort wieder los, weil ich ja nicht ruhig stehen blieb, ich warf ihm mit der anderen freien Hand den Heusack mitten ins Gesicht und das Pferd wich aus ins andere Eck des Unterstandes und blieb dort stehen mit unsicherem Blick.

Ich habe einfach der Aussage der Besitzerin vertraut und nicht meinem eigenen Gefühl. Dieses hätte mir etwas anderes sagen müssen. Da die Besitzerin pferdeerfahren schien, weil sie auch eine Ausbildung in dem Bereich hatte, achtete ich weniger auf meine eigene Erfahrung, was im Zusammenhang mit Pferden unglücklich enden kann. So wie in diesem Fall. Mehrere Wochen lang zog sich der blaue Fleck mit den Beißmarken über den ganzen Arm bis hinunter zum Ellbogen.

Nun war das Pferd ja einige Wochen bei mir und ich konnte sein Verhalten in Verbindung mit seiner Besitzerin analysieren. Aus meiner Sicht heraus, ging sie sehr inkonsequent mit dem Pferd um. Das heißt für das Pferd war nicht klar, wer nun mehr zu sagen hat, Mensch oder Pferd. Würde dem Pferd nun kosequent gezeigt werden, dass der Mensch ranghöher ist, würde sich das Verhalten des Pferdes verbessern können, sofern keine gesundheitlichen Probleme vorliegen würden. 

Im Laufe der Tage habe ich im Anschluß während der Futtergabe von dem Pferd verlangt, zurück zu treten und zu warten, bis ich ihm erlaube zum Futter zu kommen. Das heißt: ich habe es zurück geschickt, es musste den Kopf senken und die Ohren nach vorn stellen. Erst dann kam die Freigabe des Futters. Dies hat es auch schnell gelernt. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Besitzerin das Pferd meist auch weg schickt, sie hatte nur vergessen es mir zu sagen. 

Allerdings habe ich des öfteren im Umgang der beiden bemerkt, dass das Pferd nicht immer konsequent behandelt wird. Es darf mal rumhampeln beim Putzen, es darf beim Spaziergang meist selber entscheiden, wo es laufen möchte, oder auch mal jemand anschubsen mit dem Kopf und wird dafür gestreichelt. Das sind jetzt im Grunde Kleinigkeiten. Sie zeigen dem Pferd aber Folgendes: Ich darf entscheiden, was wir machen, ich beginne auch Aktionen die ich gerne machen möchte, ich darf das entscheiden, wann und wie ich mag, also bin ich ranghöher, da es dafür auch keine Korrektur der Besitzerin erfährt.

Das verunsichert ein Pferd zum einen, zum anderen lässt es das Pferd glauben, es wäre grundsätzlich ranghöher. Das Wichtigste allerdings ist: Es versucht natürlich bei jeder Gelegenheit seinen Unmut zum Ausdruck zu bringen, dass der Mensch immer wieder mal versucht zu bestimmen, obwohl der ja aus Sicht des Pferdes rangniederiger ist. Daraus resultiert sein ständiges Kopfschlagen, Ohren anlegen und drohen, sowie auch das Zubeißen, weil dieser Mensch der nun das Futter da bringt zurecht gewiesen werden soll, weil er nicht schnell genug von dem begehrten Futter zurück tritt.

Was wäre die Lösung aus meiner Sicht? Eigentlich ganz einfach. Alles was gemacht wird beginnt und beendet der Mensch. Der Mensch bestimmt Abstand und Platz an seiner Seite. Trifft das Pferd eigenmächtige Entscheidungen, die den Menschen betreffen, wird es konsequent zurück gewiesen und an seinen Platz zurück gestellt. Der Mensch bestimmt auch das Tempo und die Richtung in die sich das Pferd bewegt, oder bestimmt, wann und wo das Pferd stehen bleiben soll. Dies bis in allerletzte Konsequenz. Was würde dann passieren? Das Pferd würde erkennen können, dass der Mensch die Führung übernimmt, könnte sich entspannen und wäre aus seiner Sicht heraus nicht mehr für die Sicherheit der Herde zuständig, weil es das auch garnicht leisten kann und damit auch überfordert ist. Das Pferd könnte endlich entspannen und zur Ruhe kommen.

Dazu muss der Mensch bereit sein, an sich zu arbeiten um dazu zu lernen und die Sachlage ganz objektiv zu betrachten. Meist kann man das aus der Entfernung und bei Pferden mit denen man nicht gefühlsmäßig verbunden ist viel leichter als beim eigenen Tier. Man möchte es sich ja nicht verscherzen und möchte auch so zurück geliebt werden, wie man selber das Tier liebt und bloß nicht das Pferd zurück weisen. Das erfordert eine gewisse Reife der eigenen Persönlichkeit um innerlich Abstand zu gewinnen und ganz objektiv zu sehen, dass dies die Beziehung eigentlich nur vertiefen würde.

Ich wünsche jedenfalls der jungen Besitzerin mit ihrem geliebten Pferd auch nach dem kurzen Aufenthalt bei uns alles Gute auf ihrem Weg und hoffe, dass sich ihre Beziehung zu dem Pferd zum Positiven verändert, damit in Zukunft keine weiteren Vorfälle mehr passieren. 


Beispielvideo von Kommunikationsschwierigkeiten und deren Lösung

Ein ganz tolles Beispiel von einem Pferde - Mensch Duo, in deren Kommunikation extreme Schwierigkeiten aufgetreten sind, mit Beißen, Steigen usw, die dem Dominanzverhalten des Pferdes zugrunde lagen und deren Klärung der Kommunikation ein ganz neues Vertrauensverhältnis entstehen ließen, zeige ich hier in diesem Video. Es ist in englischer Sprache, aber auch wenn man den Wortlaut nicht versteht, sieht man, wie kleine Veränderungen im Umgang so viel bewirken können. Steve Young vermittelte hier zwischen den beiden.

Dienstag, 15. März 2022

So wird das Pferd fit zum Reiten - Tipps von Cavallo.de

 


Ein paar sehr interessante Empfehlungen zum Muskelaufbau von Cavallo.de: 
das Training "Equikinetic" von Dual-Aktivierungs-Erfinder Michael Geitner
und Tipps für 10, 20, oder 30 Minuten Pferdetraining, wenn Sie nur ein paar Minuten Zeit haben.
10 kreative Stangenübungen mit bebilderten Hufschlagfiguren.

Intervalltraining: Fit für die Kurzstrecke und die LangstreckeOb Sie für den ersten Wanderritt oder den nächsten Turnierstart trainieren: Intervalltraining macht Pferde Schritt für Schritt ausdauernder und stärker. Dinge, die Sie vor dem Intervalltraining checken sollten



Lisa Peters: pferd.24-hs.de


Sonntag, 13. März 2022

Pferdemist ein nützliches Abfallprodukt?


Ein interessanter Artikel darüber ist in der Pferderevue.at erschienen.
Es ist durchaus möglich Pferdemist zu verbrennen und als Heizenergie zu nutzen:

Ein Artikel von red. Pferderevue | 20.12.2010
Pferdemist als Brennstoff? Wir zeigen Ihnen, wie's geht.Die Idee, Pferdemist als Heizmaterial zu verwenden, ist nicht neu – doch bisher fehlte es an exakten Daten, die solches in der Praxis auch problemlos erlauben würden. Nun wurde der Brennstoff Pferdemist eingehend untersucht – mit dem Fazit: unter gewissen Bedingungen kann er wertvoller Biomassebrennstoff sein.

Doch man kann den Mist nicht einfach so im Kamin verbrennen. Verschiedene Inhaltstoffe verpesten nicht nur die Umwelt, sondern können sich auch an den Ofenwänden ablagern und den Ofen somit unbrauchbar machen. Der Mist muss aufbereitet, getrocknet oder vermischt werden um ihn gefahrlos als Energielieferant nutzen zu können.

In der Jahresenergiebilanz entspricht der Mist von zehn Pferden (angenommen: 50 kg Feuchtware/Tag und Pferd = 25 kg Trockenmist je Pferd) 30.000 Liter Heizöl, ein Pferd kann einen Haushalt mit 24.000 kWh/Jahr versorgen, was 2.400 Liter Heizöl enstpricht. Die CO2-Einsparung je Pferd beträgt bei Ganzjahresbestallung fünf Tonnen (Quelle: RTS). 
Den ganzen Artikel finden Sie hier:
https://www.pferderevue.at/magazin/haltung_fuetterung/2010/12/lizenz_zum_brennen.html

Die-Glocke.de hat einen Beitrag zur Gesetzgebung in Deutschland geteilt, im Jahre 2020: Warendorf - FN will Pferdemist verbrennen und tonnenweise CO2 einsparen.
https://www.die-glocke.de/lokalnachrichten/warendorf-fn-will-pferdemist-verbrennen-1624314124

Cavallo hat einen Artikel 2019 veröffentlicht zum Thema Biogasanlage, hier kann richtig Geld verdient werden. Lesen Sie hier ein Beispiel von einem Bauern aus Bayern:

Offenstallkonzepte.com beschreibt mehrere Möglichkeiten den Mist wirtschaftlich zu nutzen:

Und hier noch Untersuchungen zur Eignung von Pferdemist als Biomassebrennstoff der Technischen Universität München 

Die Firma Bioflamme.de sagt: Verheizen Sie doch Ihren Mist:

Fördervoraussetzungen im Programm Heizen mit erneuerbaren Energien https://www.bafa.de/DE/Energie/Heizen_mit_Erneuerbaren_Energien/Foerdervoraussetzungen/foerdervoraussetzungen_node.html  Dabei kann auch eine Öl-Austauschprämie gewährt werden, wenn im Gebäudebestand eine mit Öl betriebene Heizungsanlage außer Betrieb genommen und gleichzeitig eine förderfähige Biomasseanlage, förderfähige Wärmepumpenanlage oder förderfähige Gas-Hybridheizung installiert wird.

Eine Liste der aktuell zugelassenen Brennstoffe finden Sie hier: Erste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes *) (Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen - 1. BImSchV) § 3 Brennstoffe

Interessant auch ein kleiner youtube Beitrag über Pellets aus Pferdemist

Ein interessanter Artikel über die Verbrennung von Pferdemist ist auch in englischer Sprache erschienen in 2004: 

Sonntag, 6. März 2022

Futterraufen oder Futternetze, was ist besser? Unsere Erfahrungen hier

Meine Pferde fressen tatsächlich lieber aus dem Netz.
Meine Erfahrung nach vielen Jahren. 
Ich denke mal, es kommt dem natürlichen Fressen sehr nah, weil Pferd dann rupfen kann. 
Viele Lochbreiten funktionieren, ich bin aber bei 6 cm geblieben, da Pferd nicht hektisch oder gefrustet werden muss, trotzdem gut was raus bekommt und kaum was verschwendet wird. 
Wichtig dabei die Fresshaltung. Ich fixiere die Netze in der Raufe am Boden, so dass Pferd von oben in natürlicher Haltung rupfen kann, oder stelle große Rundballen mit Netz auf, die ich von oben gespannt halte, damit sie nicht drauf treten. Bei den großen Netzen variieren sie die Fresshaltung immer wieder, dass normalerweise auch hier keine Verspannungen auftreten können. 

Wir haben unseren Pferden schon lange engmaschige Futternetze mit 6 cm Lochbreite aufgehängt. Damit konnten wir inzwischen sehr lange Freßzeiten realisieren. Bis zu 12 Stunden pro Tag bei 2x Netze füllen.

Da es aber unterschiedliche Pferde gibt, kann man keine Empfehlung für alle Pferde gleich nennen.
Denn einige Kandidaten fressen brav langsam Halm für Halm heraus, andere beißen kräftig rein, wieder andere hacken mit den Zähnen ganze Löcher raus und dann gibt es noch die hartgesottenen, die gleich mit dem Huf reinschlagen. Und dann natürlich irgendwann hängen bleiben. Gut, wer dann nicht gleich in Panik verfällt und ein paar Stunden brav wartet, bis jemand kommt um ihn zu befreien.
Oder das Netz gibt vorher nach.... Wie lange diese Netze halten, kommt also immer auf`s jeweilige Pferd an.

Ich habe schon einiges jetzt selber erlebt, anderes im Internet gesehen. Selbt in großen Metallraufen, in denen große Rundballen gelagert werden, die mit Netzen zugedeckt werden, damit die Pferde durch die Fressgitter langsamer fressen sind nicht zu 100 % sicher. Da lag doch tatsächlich mal ein Pferd quer über dem Heu in der Raufe, was sich total in dem großen Netz verfangen hatte. Es musste von der Feuerwehr befreit werden. Die Raufe sah aus, wie diese hier und hatte ein großes Netz über dem Heu:


Ein Pferd hatte sich mit dem Kopf von einem Durchfressgitter in ein benachbartes Gitterabteil gesteckt... man kann sich das garnicht so vorstellen... aber: Genickbruch. Aus Gründen der Bildrechte, zeige ich das hier nicht. Fressgitter wie hier mit Blickschutz sind da schon besser, da kann keines seinen Kopf in ein Nachbargitter stecken:

Ich glaube Pferde können ganz schön viel Unsinn machen. Alles kann man nicht vorher sehen.

Hier sind Bilder von unseren Lösungen:

 Diese Netze hatten lange gute Dienste geleistet, Netz im Netz sozusagen: außen 4 cm Löcher, innen 6 cm Löcher im Netz. Sehr gute Lösung gewesen.
 Oben eng zugebunden, damit kein Huf rein kann:

Nach unserem Neuzugang, der versucht hat, mit dem Huf größere Löcher zu schlagen, wollten wir es mit Futterraufen aus Holz und Netz versuchen:

Anfangs sah es ganz gut aus...

doch je tiefer die Pferde fraßen, und je weniger Heu drin war, desto mehr zogen sie am Netz und hoben die Futterraufe einfach auseinander. Sie war viel zu leicht.

Wir haben uns nun der löchrigen Netzen wegen und der viel zu leichten Holzraufen für verzinkte Industrie-Gitterboxen entschieden. Wir haben unsere hier gefunden:
http://www.behaelter-logistik.de/pages/bakery/industrie-gitterbox-ig-1581-1946.php

Sie lieben es Löcher zu fressen und ihre Nasen tief zu vergraben:



Mittlerweile aber wegen der Einstreu auf dem ganzen Futterplatz, kommt nur eine Schicht Stroh rein und die Heunetze mit 6 cm Löchern oben drauf. Wir haken sie mit Karabinerhaken fest.


Dann hatten wir noch in einem Bereich große Rundballen mit Netzen drüber, diese konnten wir nach Bedarf auch abteilen, damit kein Zugang zeitweise besteht. Die Fresslöcher auch hier 6 cm. Dies gewährleistet, dass die Pferde ohne Stress heraus zupfen können und es fällt nicht viel daneben. Diese großen Netze müssen immer wieder nachgespannt werden, wenn ein Teil heraus gefressen ist, damit sie nicht drauf steigen und es als Toilette benutzen. Wir haben sie jetzt der Einfachheit halber oben an den Balken fest gemacht, damit geht das drauf Stehen jetzt nicht mehr. Unsere standen hier noch auf Naturboden. Die 160 cm Ballen haben ca. 1 Monat pro Pferd gehalten, dann waren sie leer.


Diese hier stehen jetzt auf festen Holz-Palletten da wird auch nichts feucht von unten, selbst wenn sie länger stehen. Dieser Freßbereich kann zeitweise abgeteilt werden mit Gitterpanelen, die im unteren Bereich vor dem Reinwälzen oder Reinsteigen geschützt sind. Wir haben dafür alte Förderbänder benutzt, es gehen aber auch Holzplatten.